In der Tannaischen Zeitspanne wurde der berühmteste Text der Kabbala, der Sohar, von Rabbiner Schimon Bar Yochai (der auch als Raschbi bekannt ist) geschrieben. Raschbi lebte in stürmischen Zeiten, in denen die römische Regierung alle großen Tora-Lehrer einschließlich seines Lehrers Rabbiner Akiba hinrichten ließen. Raschbi selbst musste vor den Römern fliehen. Er versteckte sich mit seinem Sohn, dem Rabbiner Elasar, dreizehn Jahre lang in einer Höhle. Während dieser Zeit hatte er eine G-ttliche Erleuchtung (Ruach HaKodesch), in der er Offenbarungen des Elias des Propheten hatte, und in der er den heiligen Sohar verfasste.
Der Text des Sohar's, der auf den fünf Büchern Moses basiert und in hebräischem Aramäisch geschrieben ist, erörtert und erläutert in sehr verkürzter Weise die mystische Überlieferung. Ihre herausragende Stellung im jüdischen Mystizismus ist nicht nur durch ihr Alter oder ihren Autor bedingt. Andere Werke der Kabbala wie Sefer Yetzira und Sefer HaBahir reichen weiter zurück. Vielmehr ist die Bedeutsamkeit des Sohar's auf ihre Allseitigkeit zurückzuführen. Sie wurde die Quelle praktisch aller späteren kabbalistischen Lehren des Rabbiners Yitzchak Luria (des Arisal) und anderer.
Das Manuskript des Sohar's war viele Jahrhunderte lang verborgen, und das Studium der Kabbala war einigen wenigen qualifizierten Auserwählten vorbehalten. Es kam erst im dreizehnten Jahrhundert ans Licht und wurde von einem der führenden Kabbalisten, die in Spanien lebten, Rabbiner Mosche de Leon, herausgegeben. Einige glaubten, dass der Ramban (Rabbiner Mosche Ben Nachman 1194-1270 C.E.), der selbst ein berühmter Kabbalist war, den Sohar von Israel per Schiff zu seinem Sohn in Katalonien geschickt habe, und dass das Schiff umgeleitet worden sei und der Text so in die Hände des Rabbiners Mosche de Leon gelangt sei. Andere erklärten, dass diese Manuskripte tausend Jahre lang in einer Gruft verborgen worden waren und von einem arabischen König gefunden worden seien, der sie nach Toledo geschickt habe, um sie entziffern zu lassen. Andere wiederum vertraten die Ansicht, dass spanische Eroberer die Manuskripte des Sohar's unter vielen anderen in einer Akademie in Heidelberg gefunden hätten. Welche Theorie auch immer wahr ist, alle führenden jüdischen Gelehrten akzeptierten den Text als authentisch.
Die Mystiker erachten das Studium des Sohar's als besonders wichtig. Es entkräftet verhängte Urteile, erleichtert die Leiden des Exils, bringt die Erlösung näher und bringt G-ttlichen Segen. In einigen mystischen Kreisen wird der bloßen Rezitation der heiligen Texte des Sohar's große Bedeutung zugeschrieben, selbst wenn man sie nicht versteht. Man sollte sich jedoch bemühen, die Texte zu begreifen. Der Text ist ins Hebräische und Englische übersetzt worden. Heutzutage ist er allerdings ohne Einleitungen, Erklärungen und Erläuterungen der späteren Lehrer immer noch ein Buch mit sieben Siegeln.
ZUSAMMENFASSUNG
Zu dieser Zeit enthielten die wichtigsten Texte, d.h. Sefer Yetzira, Sefer HaBahir, Pirkei Heichalot Rabati und der Sohar, die Basislehren, die über die Propheten und die Weisen von Moses übermittelt worden waren. Und obwohl sie durch die schriftliche Niederlegung der mystischen Überlieferungen vor dem Vergessen bewahrt wurden, war der Sohar immer noch ein Buch mit sieben Siegeln, das nur von wenigen, die mit der esoterischen Tradition vertraut waren, verstanden werden konnte.
Das Grundgerüst war geschrieben worden, aber der Schlüssel zur Überlieferung, der nur mündlich weitergegeben wurde, blieb nur einem engen Kreis vorbehalten. Dies blieb so bis zur nächsten großen Explosion der Kabbala im sechzehnten Jahrhundert in der Stadt Safed in Nordisrael.
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