G-tt befahl den Kindern Israel, ihre Häuser zu verlassen und am 15. Tag des 7. Monats in Sukkot zu wohnen, um der Sukkot zu gedenken, die Er ihnen gab, als sie aus Ägypten zogen. Man könnte nun fragen: Da der Auszug aus Ägypten im Nissan erfolgte, wäre es nicht passender, dieses Ereignis im Nissan zu feiern? Warum müssen wir das Fest im Tischrei abhalten?

Unsere Weisen haben darauf unterschiedliche Antworten gegeben. Im Wesentlichen laufen sie darauf hinaus, dass wir diese Mizwa G-tt zu Ehren befolgen sollen. Im Nissan - im Frühling - wird das Wetter wärmer und es ist angenehm, draußen zu sein. Bauern sind in dieser Zeit ohnehin oft im Freien und wohnen in Hütten auf dem Feld. Im Tischrei sind die Nächte jedoch kühl und regnerisch, und die Bauern kehren nach Hause zurück. Wenn die Juden also im Tischrei ihre bequemen Häuser verlassen und in Sukkot wohnen, ist es für alle erkennbar, dass sie es tun, um G-ttes Gebot zu erfüllen und um Ihn zu ehren. Die Torah sagt: Damit eure Nachkommen wissen ... (Wajikra 23:43). Das heißt, alle sollen wissen, dass wir die Mizwa zur Ehre G-ttes erfüllen.

Warum bauen wir nach Jom Kippur eine Sukka? Unsere Weisen erklären: An Rosch Haschana richtet G-tt über die ganze Welt, und am Jom Kippur versiegelt er das Urteil. Vielleicht beschließt er, Israel ins Exil zu schicken! Darum bauen wir eine Sukka und begeben uns freiwillig „ins Exil“ (Jalkut Schimoni 653).

Die späteren Autoritäten und Kommentatoren führen mehrere Gründe dafür an, dass wir Sukkot nicht im Nissan, sondern im Tischrei feiern.

Es wäre nicht angemessen, der Wolken der Herrlichkeit, welche die Kinder Israel nach dem Auszug aus Ägypten einhüllten, im Nissan zu gedenken, weil ihnen diese Wolken nach dem Vorfall mit dem goldenen Kalb weggenommen wurden. Wir gedenken nur der Wolken der Herrlichkeit, die ihnen später (nach Jom Kippur) wieder gegeben wurden, denn die zweiten Wolken blieben vierzig Jahre bei ihnen, während sie durch die Wüste wanderten.

Als die Kinder Israel sich mit dem goldenen Kalb versündigten, wurden ihnen die Wolken der Herrlichkeit genommen. Mosche stieg dreimal in den Himmel auf, und beim dritten Mal brachte er die Mizwa mit, die dem Volk befahl, den Mischkan (die Stiftshütte) zu bauen. Damit zeigte ihnen G-tt, dass er versöhnt war und weiter in ihrer Mitte wohnen wollte.

Das geschah am Jom Kippur. Einen Tag nach Mosches Rückkehr versammelte er das ganze Volk Israel ... und Mosche sprach ... Nehmt aus eurer Mitte ein Opfer für G-tt (Schmot 35:1,4).

Diese Opfer wurden am 12. und 13. Tischrei dargebracht. Am 14. bekamen die „Weisen des Herzens“ (die Künstler, die den Mischkan bauen sollten) von Mosche das Material, und am 15. fingen sie mit der Arbeit an. Nun kehrten die Wolken der Herrlichkeit zurück und wurden zu einer Sukka, die das Lager der Juden schützte. Darum wurde festgelegt, dass wir an diesem Tag in Sukkot wohnen müssen. So wie G-tt den Himmel verließ und auf Erden im Mischkan wohnte, mitten im Lager der Juden, so wollen wir Ihm zeigen, dass wir unsere Häuser verlassen und mit Ihm in einer Sukka wohnen, im Schutze seiner Treue.

Außerdem wird Sukkot in der Erntezeit gefeiert, wenn die Menschen ihre Feldfrüchte sammeln und nach Hause bringen. Damit sie nicht hochmütig werden und ihr Herz an materiellen Besitz hängen, verlassen sie ihre Häuser und ihren Besitz und gehen hinaus in die Sukkot, nur von der g-ttlichen Gegenwart geschützt. Damit bekräftigen sie, dass die Erde und alles, was darinnen ist, G-tt gehört (Tehillim 24:1). Wahres Glück finden wir nur ein G-tt, im Schutze seiner Schechina.

Deshalb ist es in aschkenasischen Gemeinden Brauch, an Sukkot Koheles zu lesen, damit wir unseren Stolz auf unsere Besitztümer dämpfen und erkennen, dass er ohne echten Wert ist (Koheles 1:2). Wohin sollen wir also unsere Gedanken wenden? Zum letzten Vers von Koheles (12:13): Wenn wir alles erwogen haben [lautet die Schlussfolgerung], müssen wir G-tt fürchten und seine Mizwot erfüllen, denn dies ist der ganze Zweck des Menschen.

An den Tagen der Ehrfurcht bereut ganz Israel seine während des Jahres begangenen Sünden. Obwohl unsere Reue angenommen wird und unsere Sünden vergeben werden, sind wir dennoch über sie betrübt. Darum sagt G-tt zu uns: „Weil ihr euch schämt und darum in der Welt keine Ruhe findet, will ich euch einen Ort der Ruhe geben. Kommt zu mir, und ich will euch schützen - in der Sukka meines Friedens.“