Wer hat je von einem Menschen mit zwei Herzen gehört? Wurde in den Annalen der Medizingeschichte je davon berichtet?
Die Tora schildert einen wesentlichen Teil der Vorbereitungen des jüdischen Volkes auf die Übergabe der Tora und stellt fest: „Und Israel lagerte vor dem Berg.“ Dieser Satz steht im Hebräischen in der Einzahl, um damit auszudrücken – so erklären unsere Weisen —, dass die Juden „wie ein Mensch mit einem Herzen“ lagerten.
Aber seien wir realistisch. Sie konnten natürlich nicht wie ein Mensch mit zwei Herzen lagern. Der Vers und sein Kommentar lehren uns, dass das einzigartige Ereignis, die Übergabe der Tora, eine Voraussetzung hatte: Das jüdische Volk musste sich vereinigen, also eine Einheit werden.
Aber warum spricht die Tora von einem Herzen und nicht von einem Geist? Ist es denn unvorstellbar, dass das jüdische Volk irgendwann in seiner Geschichte einmal „von gleichem Geist“ oder wenigstens von „ähnlichem Geist“ war?
Im Allgemeinen herrscht unter den Juden „zweierlei Geist“ (oder dreierlei oder viererlei). Aber als uns die Tora übergeben wurde, waren wir körperlich, intellektuell, geistig und seelisch vereint.
Vielleicht lässt diese Frage sich in typisch jüdischer Weise am besten mit einer Gegenfrage beantworten. Kennen Sie Ärzte, die rauchen, vielleicht sogar einen Onkologen? Diese Mediziner sind bestimmt mit den Studien über die Risiken des Rauchens vertraut und haben Patienten behandelt, die unter den Folgen leiden müssen, G-tt verhüte es. Aber was ihr Verstand weiß, beeinflusst nicht unbedingt ihr Handeln. Wenn wir unsere Lebensweise ändern wollen, genügt Wissen nicht – wir müssen auch fühlen.
So war es auch bei der Übergabe der Tora. Selbstverständlich ist es nicht „geistlos“, die Tora zu studieren und die Mizwot zu befolgen. Aber als unsere Ahnen die Tora von G–tt entgegennahmen, sagten sie: „Wir werden tun, und wir werden hören“, das heißt: „Wir beginnen mit der Befolgung der Mizwot, dann studieren wir und lernen, warum wir sie befolgen.“
Auf der intellektuellen Ebene gibt es verschiedene Meinungen und Methoden. Das ist in Ordnung. Der Talmud sagt unmissverständlich: „Keine zwei Meinungen sind gleich.“ Selbst wenn Moschiach kommt, wird es unterschiedliche Meinungen und Methoden geben, denn so soll es sein! Doch auf der emotionalen Ebene waren die Juden am Berg Sinai vollständig vereint. Sie hatten Gefühle füreinander und für die Tora.
Wenn wir dieses Jahr die Übergabe der Tora erneut feiern, sollten wir daran wachsen und stärkere positive Gefühle für die Tora, die Mizwot und andere Juden hegen. Unser jüdisches Leben sollte mit Freude und Begeisterung erfüllt sein, die unsere Mitjuden einschließen, vor allem die jungen. Gehen wir mit unseren Kindern an Schawuot in die Synagoge, um die zehn Gebote zu hören und die Tora noch einmal zu empfangen – wie ein Mensch mit einem Herzen.
Mögen wir sehr bald die wahre Einheit des jüdischen Volkes in der messianischen Ära erleben!
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