Einmal wurde ein Mann bei Rabbi Schneur Salman von Ladi der Heuchelei beschuldigt. „Er hält sich für einen Chassid“, erfuhr der Rebbe. „Und er hat sich allerlei fromme Verhaltensweisen angewöhnt. Er handelt wie ein Heiliger. Aber das ist alles oberflächlich. Innerlich sind sein Herz und sein Geist so grob wie immer.“

„Nun“, sagte der Rebbe, „in diesem Fall soll er so enden, wie der Talmud es solchen Menschen vorhersagt.“

Jetzt erschraken die Zuträger. Sie hatten den Rebbe nur vor diesem Menschen warnen wollen. Welches Unheil hatte er über den Sünder heraufbeschworen?

Rabbi Schneur Salman erklärte: „In der letzten Mischna der Abhandlung Pea erörtert der Talmud die Maßstäbe, an denen ein Armer zu messen ist, der um Hilfe bittet. Der Abschnitt schließt mit der Warnung: ,Wer nicht bedürftig ist und dennoch nimmt ... wer nicht lahm oder blind ist aber es vortäuscht, der wird erst dann den Tod des Alters sterben, wenn er ist, was er vorgibt. So ist es auch mit einem Menschen, der sich rechtschaffener und frömmer benimmt, als er ist: Nach und nach werden ihm diese Tugenden in Fleisch und Blut übergehen.“