Die Söhne von Reb Menachem Mendel von Lubawitsch, den man Zemach Zedek nennt, saßen einmal mit einer Gruppe von Chassidim zusammen und tauschten Erinnerungen an ihren Vater aus. Reb Schmuel, der später sein Nachfolger in Lubawitsch wurde, erzählte folgende Geschichte:

“Ein Gelehrter und ich stritten über ein schwieriges Problem, das den Talmud betraf, als mein Vater, der im Nebenzimmer gesessen hatte, zu uns kam und das Problem so wundervoll löste, daß wir dachten, er habe eben daran gearbeitet. Als er mit seiner Darlegung fertig war, erwähnte er noch, er habe über dieses Problem vor 35 Jahren nachgedacht.”

Ein anderer Sohn, Reb Jehuda Leib, der spätere Rebbe von Kopust, ergänzte:

“Nun denkt ihr vielleicht, es sei erstaunlich, daß er sich noch daran erinnerte, was er vor 35 Jahren gedacht hatte. Keineswegs! Das Erstaunliche ist, daß er wußte, daß er 35 Jahre lang nicht mehr daran gedacht hatte. Daraus lernen wir, daß alle seine Gedanken so fest in seinem Gedächtnis eingegraben waren, daß er nicht nur wußte, was er während dieser Zeit gedacht hatte, sondern auch, was er nicht gedacht hatte.”