Als Reb Jaakow Jitzchak (der Chose) Rebbe in Lublin war, lebte dort auch Rabbi Asriel Horowitz, dessen Logik so scharf und unbesiegbar war, daß man ihn “den Mann mit dem eisernen Kopf” nannte. Er plagte den Chose ständig mit allerlei Fragen, und vor allem warf er ihm vor, er wisse genau, daß er kein Rebbe sei, und versammle dennoch zahlreiche Anhänger um sich und belehre sie.

“Was soll ich denn dagegen tun?” fragte der Chose, “wenn sie alle aus eigenem Antrieb zu mir kommen?”

“Ganz einfach”, sagte der Rabbi. “Kläre deine Anhänger am nächsten Schabbos darüber auf, daß du kein Rebbe bist. Dann lassen sie dich in Ruhe und kommen nicht mehr zu dir.”

Natürlich befolgte der Rebbe den Rat. Schon am nächsten Schabbat stellte er sich bescheiden vor seine Gemeinde und erklärte in schlichten, ruhigen Worten, er sei ein Mensch ohne große Verdienste. Die Wirkung war unerwartet. Seine Chassidim waren von der Demut ihres Rebbe so gerührt, daß sie alles taten, um ihm nachzueifern – und sie verehrten ihn mehr denn je.

Als der Chose den Raw wieder traf, berichtete er ihm, daß er seinen Rat beherzigt habe, jedoch ohne Erfolg.

Diesmal hatte der Raw einen anderen Vorschlag: “Deine Chassidim bewundern die Demut und verabscheuen Arroganz. Also sage ihnen, daß du ein wahrer Zadik bist. Dann gehen sie bestimmt nach Hause und lassen dich in Ruhe.”

Aber der Chose lehnte ab. “Ich bin vielleicht kein Rebbe”, erwiderte er, “aber ich bin auch kein Lügner. Wie könnte ich da behaupten, ich sei ein echter Zadik?”