In der Nähe von Lubawitsch lebte ein Chassid, der seine Tochter mit einem überaus begabten Toragelehrten verheiratet hatte. Der stolze Schwiegervater versprach, für das junge Paar zu sorgen, damit der Gatte sich ganz seinen Studien widmen konnte.

Doch nach einiger Zeit geriet der viel versprechende junge Mann in schlechte Gesellschaft, vernachlässigte sein Studium und ließ sich auf fragwürdige Beschäftigungen ein. Nur mit größter Mühe überredete der verstörte Schwiegervater den jungen Mann, ihn zu seinem Rebbe, Rabbi Menachem Mendel von Lubawitsch (1789-1866), dem Zemach Zedek, zu begleiten.

„Sag mir“, wandte sich der Rebbe an das junge Genie, zu dessen neuen Interessen auch Pferderennen gehörten, „was ist so großartig an einem schnellen Pferd? Angenommen, es läuft zwanzig Werst in einer Zeit, in der ein normales Pferd nur vier Werst schafft. Wenn es nun einen falschen Weg einschlägt, entfernt sich sein Reiter immer weiter von seinem Ziel, und zwar mit fünffacher Geschwindigkeit!“

„Da ist etwas dran“, räumte der junge Mann ein. „In diesem Fall ist die Schnelligkeit des Pferdes ein Nachteil.“

Die nächsten Worte des Rebbe drangen tief ins Herz des jungen Mannes: „Denk aber auch daran: Sobald das Pferd merkt, dass es vom Weg abgekommen ist, kann es viel schneller als seine schwächeren Brüder auf den richtigen Weg zurückkehren!“