Ein Jude ging einmal mit einer persönlichen Frage zum Kotzker Rebbe. “Ich leide an Hochmut. Wie kann ich mich von diesem schlechten Charakterzug befreien?” fragte er.

Der Rebbe wies ihn an, sich zu setzen und zu warten. Der Schammasch des Rebbe führte den nächsten Besucher herein. Der Rebbe nickte ihm zu, und er setzte sich. “Rebbe, ich habe eine heiratsfähige Tochter, aber kein Geld. Ich bin arm.”

Der Rebbe wandte sich dem ersten Juden zu und befahl ihm, dem Armen einen ordentlichen Geldbetrag zu geben, damit seine Tochter heiraten könne. “Aber Rebbe”, jammerte der Mann, “ich habe ja für mich selbst nicht genug!”

Der Rebbe half dem Armen auf andere Weise und ließ den nächsten Besucher rufen. Es war ein Jude mit einem schwierigen halachischen Problem. Der Rebbe wandte sich an den hochmütigen Juden und fragte: “Warum antwortest du ihm nicht?”

Der Mann zuckte hilflos mit den Schultern. “Darüber habe ich nie etwas gelernt. Wie könnte ich ihm antworten?”

Also beantwortete der Rebbe die Frage selbst. Dann kam ein Jude, der den Rebbe um einen geschäftlichen Rat bat. Wieder wandte der Rebbe sich an den ersten Juden und sagte: “Willst du ihm nicht einen nützlichen Rat geben?”

Der Mann schüttelte den Kopf. “Ich habe kein Talent für Geschäfte”, sagte er.

Der Rebbe kümmerte sich selbst um die Angelegenheit. Als der Kaufmann gegangen war, sah der Rebbe den hochmütigen Juden an und sagte zu ihm: “Ich verstehe das nicht. Du hast kein Geld, keine Bildung und keinen Geschäftssinn. Trotzdem bist du ein Prahlhans. Was gibt es denn für dich zu prahlen?”