Der Sadigerrer Rebbe, Rabbi Awraham Jaakov, hatte einmal einen Gast, der von Zadikim abstammte. Am Tisch sprachen sie über die Heimat des Gastes. Der Mann hatte kein gutes Wort für die Bewohner seiner Stadt übrig; er nannte sie gemein, geizig, ungastlich und so weiter — alles andere als anständig oder freundlich.

Der Rebbe unterbrach ihn und wies ihn schroff zurecht. Er nannte ihn sogar bei einem beleidigenden Namen. Die anwesenden Chassidim waren erschrocken. Aber Rabbi Awraham ging mit seinen Worten sorgfältig um — wie konnte er einen hochrangigen Gast so beleidigen?

Als der Rebbe merkte, wie entsetzt die Leute waren, wandte er sich ihnen zu und rechtfertigte sich. “Die Generation der Wüste nannte das Manna auch lechem hakloke, minderwertiges Brot. Unsere Weisen lehren, dass diese Menschen sehr intelligent und fromm waren. Warum hielten sie dann das Manna für minderwertig? Die Antwort finden wir in der Gemara. Die Tora sagt, das Manna sei einem bestimmten Samenkorn ähnlich gewesen (sera god), und nach der Gemara ist dieses Wort von der Wurzel lehagid abgeleitet und bedeutet ,benennend’. Das Manna konnte jene benennen, die würdig oder unwürdig waren. Es fiel vor die Tür der Zadikim, aber weniger Fromme mussten eine kleine oder große Entfernung zurücklegen, jeder nach seinem Verdienst, um sein Manna zu bekommen. Weil das Manna auf diese Weise Sünden enthüllte, hatten die Juden recht, als sie es ,minderwertiges Brot’ nannten. Wir lernen daraus, dass jeder, der die Fehler seiner Mitjuden anprangert, mit Recht ein minderwertiger Mensch genannt werden darf.”