Rabbi Baruch Mordechai von Warschau ließ jeden in sein Haus, der eintreten wollte. Die Leute kamen und gingen nach Belieben, fragten nie um Erlaubnis und hielten alles für selbstverständlich. Sie fühlten sich dort wie zu Hause. Und Rabbi Baruch Mordechai hatte nichts dagegen — er wollte es so.
Rabbi Schabsai Jogel von Slonim sagte: „Wenn Rabbi Baruch Mordechai zuhause auf dem Sofa ein Nickerchen macht, liegt er im Grunde nicht auf seinem Sofa, denn er legt sich nur hin, wenn kein anderer darauf ruht.“
Rabbi Baruch Mordechai kam und ging wie alle anderen. Er hatte keinen besonderen Platz am Kopf des Tisches, sondern bekam die Mahlzeiten wie alle anderen serviert. Er wollte kein Aufhebens um seine Person.
Kein Wunder also, dass ein Armer, der ins Haus kam und mehrere Wochen blieb, Rabbi Baruch Mordechai nicht einmal als Hausherrn erkannte – er hielt ihn für einen anderen Gast.
Einmal fragte dieser Arme den Rabbi ganz unschuldig: „Wie ich sehe, bist du hier ein ständiger Gast, darum weißt du wohl besser als ich, was hier üblich ist. Meinst du, es macht den Leuten etwas aus, wenn ich noch ein paar Wochen bleibe?“
Rabbi Baruch Mordechai zuckte mit den Schultern und versicherte ihm: „Nein, ich bin sicher, dass du hier willkommen bist. Ich wohne, esse und schlafe hier schon lange, und bisher hatte noch niemand etwas dagegen.“
ב"ה
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