"Und sie brachten jeden Morgen größere Spenden zu ihm." (36:3)

Sie brachten ihre Spenden früh, während die Menschen noch schliefen, damit ihre Gaben nicht bekannt wurden (Heilige Schriften).

Er war als Geizhals von Horodna bekannt. Alle wussten, dass er nie einen Pfennig spendete und dass jeder seine Zeit vergeudete, der ihn um eine Gabe bat. Trotzdem beschloss Rabbi Nachum eines Tages, den Mann zu besuchen und ihn um eine Spende zu bitten.

Er klopfte an die Tür und wurde hereingebeten. Eine Weile bleib er im Haus des reichen Mannes; dann verließ er es mit leeren Händen. Die Leute schüttelten die Köpfe und wunderten sich darüber, dass der Rebbe es überhaupt versucht hatte. Natürlich tat er es nie wieder!

Die Zeit verging, und der Geizkragen starb. Darauf hatten viele gewartet. Jetzt konnten sie sich an ihm für seinen Geiz rächen! Die Mitglieder der Chewra Kadischa weigerten sich, den Geizhals an einem besonderen Platz zu beerdigen, wie es seinem Reichtum entsprochen hätte. Sie wollten ihn in einer abgelegenen Ecke am Zaun begraben.

Als Rabbi Nachum das erfuhr, ging er zur Chewra Kadischa und äußerte eine sonderbare Bitte: Er wollte, dass der Geizige mitten im Friedhof beerdigt wurde, neben anderen ehrwürdigen Verstorbenen der Gemeinde.

„Aber er war doch ein furchtbarer Geizkragen! Er hat für kein Anliegen der Gemeinde auch nur einen Pfennig gegeben! Wieso hat er eine solche Ehre verdient?“

„Sein Tod ist seine Buße“, sagte Rabbi Nachum. Der Chewra Kadischa blieb nichts anderes übrig, als den Wunsch des Rabbi zu erfüllen.

Der Sohn des Geizigen eiferte seinem Vater nach. Er war nicht großzügiger als der Verstorbene. Kein Pfennig fiel aus seiner geballten Faust. Die Leute in Horodna merkten, dass der Rabbi ihn auch nicht besuchte und vermuteten, der Vater habe Rabbi Nachum beleidigt und darum meide dieser den Sohn.

Jahre später starb auch der Sohn. Diesmal eilte Rabbi Nachum sofort zur Chewra Kadischa und bat darum, den Mann ebenfalls an einem hervorragenden Platz zu begraben, neben seinem Vater. Wieder musste man sich fügen.

Weiterer Jahre vergingen. Jetzt war es für Rabbi Nachum Zeit, diese Welt zu verlassen. Nach seinem Tod wurde sein Testament verlesen, und darin stand: „Wenn neben dem Grab des Geizigen und seines Sohnes noch Platz ist, will ich dort begraben werden.“

Die Leute waren schockiert, aber der Rabbi lieferte die Erklärung mit: Als er zum ersten Mal den Geizhals besucht und ihn um eine Spende gebeten hatte, teilte der Mann ihm mit, er wolle nur im Verborgenen (Matan Beseser) spenden. Wenn Rabbi Nachum ihm zusichere, es niemandem zu verraten, wolle er ihm einen großen Geldbetrag geben, damit er ihn unter den Armen verteile.

Von diesem Tag an hatte der Reiche den Rabbi immer wieder mitten in der Nacht an einem geheimen Ort getroffen und ihm einen großen Geldbetrag gegeben. Sein Sohn hatte diesen Brauch fortgesetzt.

„Ist es nicht verständlich, dass ich neben zwei so großen Zadikim beerdigt werden möchte?“. Diese Frage des Rabbis schien lange über der Stadt Horodna zu schweben.