Vor vielen Jahren feierten in Südrussland zwei Familien fröhlich die Heirat ihrer Kinder Elieser und Debora. Der Mond beschien die Tische, auf denen viele Teller mit köstlichen Speisen standen. Die Leute plauderten glücklich und warfen dem frohen Paar immer wieder Blicke zu. Musik erfüllte die Nacht. Plötzlich gellten die gefürchteten Schreie durch die Nacht: „Kosaken kommen!“
Eine Panik brach aus. Die verängstigten Menschen rannten in alle Richtungen, um vor der mörderischen Horde Schutz zu suchen. Dennoch wurden Männer, Frauen und Kinder niedergemetzelt. In der ganzen Stadt wurden Juden beraubt und ermordet, gefangen und versklavt.
Als es in dem verwüsteten Dorf endlich still wurde, lebte die junge Braut noch. Sie wusste nicht, wie sie entkommen war; doch angesichts einer ungewissen Zukunft brach sie ins Heilige Land auf, in die Heimat ihres Onkels, des einzigen noch lebenden Verwandten.
Mitfühlende Juden halfen ihr unterwegs, und nach einer langen Reise kam sie in Israel an, wo man sie in die Familie aufnahm. Allmählich erholte sie sich von ihrem traumatischen Erlebnis. Das Schicksal ihres Mannes war unbekannt; darum konnte sie nicht wieder heiraten. Jeden Tag ging die arme Frau zur westlichen Mauer und bat G–tt, sie mit ihrem Mann zu vereinen. Eines Tages waren die Menschen in Jerusalem ganz aufgeregt. Trompeten erklangen, und die Menge versammelte sich, um einen stattlichen jungen König zu begrüßen, der auf einem schönen Pferd durch die engen Straßen ritt, gefolgt von seinem Hofstaat.
Debora, die das große Ereignis mit ihren Basen bestaunte, wurde plötzlich ohnmächtig. Man brachte sie nach Hause, und die Tante machte ihren Töchtern Vorwürfe, weil sie Debora an einem so heißen Tag in die Stadt geführt hatten. Als Debora wieder zu sich kam, sah sie ihre Tante an und sagte: „Ich bin nicht wegen der Hitze in Ohnmacht gefallen. Ich habe meinen Mann gesehen! Der junge König ist mein verlorener Gatte!“
Die Familie war erstaunt. Die arme Frau litt offenbar an Wahnvorstellungen, weil sie so viel durchgemacht hatte. Als ihr Onkel am Abend zurückkehrte, erzählten sie ihm von Deboras Begegnung mit dem königlichen Besucher. Er hatte Mitleid mit seiner unglücklichen Nichte und beschloss, sie zu einem berühmten Zadik zu bringen, damit er sie segne und gesund mache. Zu seiner Überraschung riet ihm der Zadik, Debora ernst zu nehmen. Da der Onkel zur Delegation gehörte, die den König begrüßte, empfahl ihm der Zadik, diesen Vorteil zu nutzen. „Biete dem König eine Partie Schach an“, sagte der Zadik. Du wirst sehr gut spielen, aber einen Fehler machen. Wenn er fragt, warum du einen so törichten Zug gemacht hast, antwortest du, dich plage ein persönliches Problem. Erwähne den Namen Debora und beobachte seine Reaktion.“
Die beiden spielten also Schach, der Onkel machte den Fehler und erwähnte Deboras Namen. Der junge König sprang auf und warf das Schachbrett um. „Wo ist sie?“ rief er. „Hat sie wieder geheiratet?“ Der Onkel erzählte ihm von Deboras Schicksal und ihrer Reise ins Heilige Land. Er berichtete, sie habe ihren Gatten erkannt und beharre darauf, obwohl niemand ihr glaube. Der König war sehr bewegt. Er hatte nach seiner Hochzeit ebenfalls eine schwere Zeit gehabt und bat seinen Spielpartner, Debora davon zu berichten. Der junge Mann war als Sklave verkauft worden und hatte auf einem Piratenschiff gearbeitet, das vor einer Insel zerschellt war. Die Bewohner des Eilandes hatten ihn zum König gemacht. Aber er hatte seine Gattin nie vergessen. „Bitte sage Debora, ich werde tun, was sie verlangt. Wenn sie mich zurückhaben will, bin ich bereit, auf meine Krone zu verzichten und mit ihr zu leben. Wenn nicht, lassen wir uns hier und jetzt scheiden. Es liegt an ihr.“
Der Onkel ging mit der erstaunlichen guten Nachricht heim. Debora zögerte keine Sekunde. Ihre Gebete waren erhört worden, und ihr Mann war zu ihr zurückgekehrt. Das junge Paar wurde wieder vereint und war glücklich. Der junge Mann fasste einen Plan. Zuerst übertrug er die Regierung seines kleinen Landes einem guten Mann; dann kehrte er nach Jerusalem zurück und gründete mit Debora einen Hausstand. Die meisten Einwohner der Stadt erfuhren die wahre Geschichte der beiden nie.

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