Es war der Tag der Jahrzeit des Rebbe für seine Mutter. Rabbi Jizchak Meir, der erste Rebbe von Ger (er wurde auch Chiduschei Harim genannt) wollte zu Hause mit einem Minjan beten und bat einen jungen Chassiden, zum Morgengebet eine Gruppe in sein Arbeitszimmer zu bringen.

Was für eine Ehre, mit dem Rebbe zu beten! Eine seltene Ehre. Die Männer drängten sich danach, zur Gruppe zu gehören, aber der junge Mann, der bereits gebetet hatte, wählte in kurzer Zeit zehn Männer aus. Trotzdem war niemand überrascht, als noch ein Mann sich nach vorne schob und mit der Gruppe das Zimmer des Rebbe betrat.

“Der Rebbe sagte, er wolle nur zehn Männer haben. Für dich ist kein Platz!” sagte der junge Chassid und schob den Mann zur Tür. Der elfte Mann war so enttäuscht, dass er sich sträubte. Nun verlor der Chassid die Beherrschung und schlug ihm ins Gesicht. Schwer beleidigt ging der elfte Mann.

Als es Zeit für Mincha war, beauftragte der Rebbe den Chassidim, der noch nicht gebetet hatte, erneut eine Gruppe von zehn Männern zu versammeln. Der junge Mann holte neun Männer und führte sie ins Zimmer des Rebbe. Der Rebbe musterte die Gruppe durchdringend, dann sagte er: “Ich glaube, es fehlt einer.”

Der Chassid zählte rasch und stellte fest, dass sie zu zehnt waren. “Wir sind ein Minjan”, versicherte er dem Rebbe.

“Dann hast du dich selbst mitgezählt” erwiderte der Rebbe. Der junge Mann nickte und hob fragend die Augenbrauen. Der Rebbe erklärte: “Wir können dich nicht mitzählen. Hast du nicht heute die Hand gegen einen Juden erhoben?”