Rabbi David Zewi Chen besuchte einst seinen Rebben, Rabbi Schemuel von Lubawitsch, der auch unter dem Namen Maharasch bekannt war. Er verpasste seinen Termin für eine private Audienz mit dem Rebben und wartete deshalb neben dem Zimmer des Rebben, um seine Fragen zu stellen, sobald der Rebbe herauskommen würde. Unterdessen kam der Diener des Rebben in das gleiche Zimmer, um dem Rebben frische Kleider zu bringen, nachdem die Kleider des Rebben nach einer Stunde von Audienzen mit Chassidim stets verschwitzt waren.

Der Butler fragte Rabbi David: "Können Sie mir vielleicht erklären, weshalb der Rebbe so schwitzt? Die Audienzen dauern ja nicht mehr wie eine Stunde und was gibt's da so zu schwitzen?" Rabbi David antwortete ihm gar nichts.

Plötzlich kam der Rebbe aus seinem Zimmer und sagte zu seinem Diener: "Ich befreie Dich ab heute von Deiner Arbeit. Dein Gehalt wirst auch weiterhin erhalten. Es wird Dir nach Hause zugeschickt werden. Was ist denn so schwer zu verstehen? Innerhalb einer Stunde kommen 25 Personen, die mich um Rat bitten. Jedes mal muss ich meine eigene "Kleider" ausziehen und die "Kleider" der fragenden Person anziehen. Nur so kann ich ihre Probleme wirklich begreifen. Danach jedoch muss ich diese wieder ausziehen und meine eigene "Kleider" wieder anziehen. Solange ich in seinen "Kleidern" bin, kann ich ihm genauso wenig helfen, wie er sich selbst helfen kann. Nun, wenn man 50 Mal in einer Stunde die Kleider wechselt, ist es dann verwunderlich, dass man zu schwitzen anfängt?!"