„Mein Mann weigert sich die Kinder schlafen zu legen.“ klagte eine Frau bei einer meiner Workshops. Ihr Mann antwortete: „Das ist nicht wahr. Ich habe noch nie abgelehnt, dir zu helfen! Ich weiß nicht, was mit meiner Frau los ist. Sie scheint zu halluzinieren und erfindet Dinge, die nie so stattgefunden haben.“

Die nächste halbe Stunde wurden die Ereignisse des letzten Abends besprochen. Er war offensichtlich, dass jeder von ihnen eine eigene Version der Geschehnisse erzählte, was tatsächlich stattgefunden hat.

Zwei Personen können das gleiche Ereignis sehen und hören und doch hat jeder von ihnen eine ganz andere Sichtweise dessen, was tatsächlich stattgefunden hat. Alles was wir sehen, hören oder fühlen wird nach unseren bisherigen Erfahrungen verarbeitet und interpretiert. Jeder von uns hat früher unterschiedlichen Erfahrungen gemacht. Indem wir ihnen andere Bedeutungen zuschreiben, haben wir verschiedene Versionen über das wirklich Passierte.

Mein Vorschlag war: Anstatt die Schuld beim Partner zu suchen, sollte dessen Situation gesehen und seine Schlussfolgerungen daraus beurteilt werden.

Mit der richtigen Einstellung kann das Paar die verschiedenen Wahrnehmungsmöglichkeiten der Realität tatsächlich in eine Quelle der Freude umwandeln. Ein weiser Mann sagte einmal: „Wenn Sie und ich gleich denken, ist einer von uns zu viel hier.“ Werden Sie neugierig. Stellen Sie der anderen Person Fragen: „Wieso siehst du es auf diese Weise?“ „Welche Erfahrungen hast du in der Vergangenheit gemacht, dass du die Geschehnisse so interpretierst?“

Wir sind nicht verpflichtet, unserem Partner immer zuzustimmen. Wir sollten versuchen, ihm nicht die Schuld in die Schuhe zu schieben, sondern lediglich ihn zu verstehen. Sobald der Andere davon überzeugt ist, dass wir ihn verstehen, ist er eher in der Lage, uns zuzuhören und unsere Interpretation der Geschehnisse zu akzeptieren. So können wir zustimmen oder ablehnen, ohne dass jemand in Mitleidenschaft gezogen wird. Wenn wir das erreichen, wird es einfacher sein, die Ansicht der anderen Person zu akzeptieren.

Abschließend schlug ich dem Paar vor, sich zwei Ecken im Haus auszusuchen: Eine Ecke sollte als Untersuchungsecke dazu dienen, die Aussage des Partners zu untersuchen und seine Schlussfolgerung zu erfahren. Sobald wir die Gründe seiner Schlussfolgerung herausgefunden haben und der Partner sicher sein kann, das er verstanden wurde, können wir uns in die zweite Ecke, zum Fazit, begeben.

Weil viele Menschen nicht sagen, was sie denken, - und etwas ganz anderes denken, als was sie sagen, - bleibt die direkte Nachfrage der einzige Weg, um herauszufinden, was nun wirklich gemeint ist. Viele Konflikte beruhen auf Missverständnissen und zu schnell getroffenen Feststellungen, bevor sie sich überhaupt die Fragen über die Wahrnehmung und Erfahrung der anderen Person stellen.

Das Argument des Paares lässt sich wie folgt beschreiben: „Diskussion über verschüttete Milch rührt die Vergangenheit wieder auf. Aber Gedanken über das Geschehene bei meinem Partner weisen in die Zukunft.“ Diese Strategieänderung wird nicht nur helfen, den aktuellen Konflikt zu lösen, sondern er wird auch zu einer besseren Kommunikation zwischen den beiden Partnern führen und eine positive und harmonische Zukunft bringen.