Woran liegt es, daß wir an einer Ehe, die ja ein Leben lang halten soll, weniger arbeiten als an unserer Karriere? Wir halten es für normal, jeden Tag zur Arbeit zu gehen, große und kleine Aufgaben zu lösen und dafür bezahlt und belohnt zu werden (z.B. mit einer Gehaltserhöhung oder einer Prämie).

Doch wenn es Schwierigkeiten in einer Ehe gibt – etwa Streit über die Erziehung der Kinder, über Geld oder die Verwandtschaft -, sehen wir darin eine Störung, ein unnatürliches Ereignis, das uns davon abhält, die natürlichen Freuden der Ehe zu genießen.

Wir können aber an Herausforderungen wachsen. Sie geben uns die Gelegenheit, geschickter zu werden, das Band zum Ehepartner zu stärken und Erfahrungen an die Kinder weiterzugeben.

Es ist kein Druckfehler, wenn wir davon sprechen, daß wir an einer Ehe “arbeiten” müssen – so wie an einer Freundschaft. Eine Freundschaft entsteht nicht zufällig. Wenn ein anderer Mensch uns sympathisch ist, bauen wir die Freundschaft nach und nach auf.

Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie sich in der Schule fühlten, wenn Sie mühelos eine Eins erzielten? Und wie war es, wenn Sie von einem sehr strengen Lehrer in einem schwierigen Fach eine Zwei bekamen? Sie freuten sich mehr über die Zwei als über die leichte Eins – denn Sie hatten sie redlich verdient!

Vielleicht haben Sie auch schon Stürme in Ihrer Ehe überstanden und sich Ihrem Partner hinterher näher gefühlt. Auch hier haben Sie sich die “Note” erst verdienen müssen, und darum bedeutet sie Ihnen mehr.


Der Wochenabschnitt Wajeze berichtet von Jakows Heirat mit Rachel. Er hatte bereits sieben Jahre für Lawan gearbeitet, und anstelle der versprochenen Rachel hatte er Lea als Braut bekommen. Für Rachel mußte er weitere sieben Jahre arbeiten. Obwohl Jakow sich sehr plagen mußte, um sein Ziel zu erreichen, gilt seine Geschichte als grundlegend für die Haltung der Tora zur Ehe.

Das soll nicht heißen, daß wir für die Chuppa viele Jahre lang warten und schuften müssen. Aber Liebe und Ehe sowie die Bildung des “ewigen Bauwerkes” und des ewigen Bandes setzen die Einsicht voraus, daß dies alles wichtiger ist als eine berufliche Karriere und daß wir uns deshalb mehr anstrengen müssen. Aber dafür ist auch der Lohn größer!

Worin besteht diese Anstrengung? In den Bausteinen eines wahrhaft jüdischen Lebens: Liebe zu G–tt, Verbindung mit G-tt durch das Studium der Tora und Erfüllung seiner Gebote. Das alles gibt uns ein starkes Fundament. Bauen Sie darauf, und Sie überstehen jeden ehelichen Sturm.