Die dieswöchige Sidra enthält Anweisungen über das siebente Jahr, das Schmitta-Jahr, während dessen das Land nicht gepflügt, besät oder irgendwie bebaut werden darf. Gewiss, in der Praxis gehen die Vorschriften über Schmitta nur im Heiligen Lande an. Zwar mag so - wie vielfach bei Tora und ihren Mizwot - die tatsächliche Erfüllung dieser Anordnungen zeitlichen und räumlichen Beschränkungen unterliegen; was jedoch ihr inneres Wesen angeht, sind sie allumfassend, zeitlos und unbeschränkt.
Die tiefere Idee von Schmitta ist diese: Wir kennen keinen "Dualismus" von Materie und Geist; jede derartige Begriffsbildung ist abzulehnen. Die Tora lehrt uns, gerade im Gegenteil, dass es keine Trennung zwischen dem Geistige und dem Körperlichen gibt, dass es somit keinen Bereich des menschlichen Lebens gibt, aus dem G-tt ausgeschlossen werden könnte.
Darin liegt die tiefere Bedeutung der Einheit G-ttes, so wie wir Juden sie täglich (im Schma-Gebet) bekunden, und die wir angehalten sind, unseren Kindern einzuschärfen. Das ist in der Tat die Grundlage einer wahren jüdischen Erziehung, nämlich diese Überzeugung unseren Kindern beizubringen, diesen Glauben an G-ttes Einheit.
Mehr spezifisch: Dieser "Schmitta"-Aspekt des menschlichen Lebens gilt insbesondere für die früheste Zeitspanne in der Entwicklung des Menschen, also für seine Kindheit und Jugendzeit, wo dem Unerwachsenen, schon rein psychologisch, die Gesetze der Natur von ganz hervorragender Bedeutung zu sein scheinen. Wird doch von Geburt an das Kind vor allem körperlich betreut und behütet, wobei manche Eltern leider der Ansicht huldigen, dies sei überhaupt alles, was nötig ist. So geht es dann auch weiter; und wenn das Kind alt genug für Schule und Unterricht geworden ist, meinen manche kurzsichtigen Eltern, ein Minimum von Tora-Belehrung sei das Maximum, das man von ihnen erwarten dürfe. Dabei vergessen sie dann aber, dass wir Juden den Gesetzen der Natur nicht in dem gleichen Masse wie andere unterworfen sind, denn wenn immer wir uns mit G-tt verbinden, sind wir gegen Naturgesetze gefeit.
So denn sieht die "Botschaft" von Schmitta für die Kindererziehung aus:
Die Tora weist uns an, dass wir sogar von klein an dem Leben des Kindes Heiligkeit einflössen müssen, dadurch dass wir (zum Beispiel) mit Obhut, über die Kaschrut seiner Speisen wachen, und dadurch dass wir - gleichfalls - ihm eine "koschere" jüdische Erziehung angedeihen lassen, so dass es nicht nur geistig sondern auch körperlich gedeiht.
Dort wo Kinder eine blosse Stunde pro Woche oder bestenfalls zwei Stunden "Religionsunterricht" geniessen, haben die Lehrer vielfach gerade Kinder aus solchen fehlgehenden Häusern vor sich: Diesen Lehrern sei gesagt: Es ist nicht nur eure Aufgabe sondern es ist euer Privileg, die Stelle derer auszufüllen, die diesen Kindern wirkliche Jüdischkeit beibringen, und zwar nicht bloss als ein Notbehelf, als ein kurzfristiges Heilmittel, sondern in Anbahnung einer wahren inneren Gesundung, dadurch dass ihr sie zu eirier vollständigen, der Tora gemässen Erziehung führt. Wenn diese Aufgahe mit Entschlossenheit und Aufrichtigkeit angepackt wird, auch in den kläglich wenigen Wochenstunden, dann wird der Erfolg nicht ausbleiben, er wird sogar noch grösser werden, heisst es doch am Ende unseres letzten Prophetenbuches (Malachi 3:24):
"Und er wird die Herzen der Väter 'über' Kinder zurückführen", das heisst, wie Raschi dort erklärt, "durch die Kinder": "Indem er den Kindern sagt, sie sollen zu ihren Vätern gehen und diese drängen, an G-ttes Wegen festzuhalten".
Möge G-tt es geben, dass durch eine so hingebungsvolle Arbeit auch der andere Teil der dort von Malachi ausgesprochenen Prophezeiung in Erfüllung gehen wird (Vers 23): "Seht, Ich sende euch Elijah den Propheten", als Herold der wahren und vollständigen Erlösung, bald in unseren Tagen.
Zusammenfassende Übersicht:
Schmitta bekundet die Einheit G-ttes: Es gibt keinen Bereich des Lebens, von dem G-ttes Einheit ausgeschlossen werden könnte. Dies gilt vorzüglich auch für die Erziehung und Belehrung der Kinder.
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