Arbeit fasziniert mich. Ich könnte stundenlang dabei zusehen.
Der häufigste und unangenehmste Streit, in den ich immer wieder verwickelt werde, betrifft die Frage, was die Tora unter Arbeit versteht.
In Exodus 35:2 heißt es: „Sechs Tage Melacha (Arbeit) sollt ihr tun, aber der siebte Tag soll für euch heilig sein, ein Tag der völligen Ruhe vor G-tt.“ Offenbar ist am Schabbat echte Arbeit, harte Arbeit für Geld verboten; aber was ist mit dieser ärgerlichen, pingeligen Verbotsliste der Rabbiner?
Fernsehen ist Vergnügen, keine Arbeit. Das meiste, was am Schabbat verboten ist, strengt nicht sonderlich an. Und man kann viele nützliche Dinge auch ohne Lohn tun.
Aber Arbeit an sich war am Schabbat nie verboten. Die genauste wörtliche Übersetzung des Wortes Melacha ist zwar „Arbeit“, aber wenn wir den Vers im Zusammenhang lesen, wird klar, dass einige Tätigkeiten verboten werden, andere nicht – unabhängig davon, wie schwierig sie sind oder wie sie entlohnt werden.
Die Tora vergleicht das Schabbatgebot einige Male mit dem Bau des Mischkan (des tragbaren Heiligtums, das der Vorläufer des heiligen Tempels in Jerusalem war). Im vorigen Wochenabschnitt und in diesem wird der Bericht über den Bau des Mischkan unterbrochen, um an das Schabbatgebot zu erinnern. Für den Bau und die Funktion des Mischkan waren im Wesentlichen 39 Arten von Arbeit notwendig, und daraus lernen wir, was wir am Schabbat nicht tun dürfen.
Das Melacha-Verbot am Schabbat beschränkt sich also nicht auf Lohnarbeit, anstrengende Arbeit oder Arbeit mit technischen Hilfsmitteln. Nein, Melacha ist jede am Schabbat verbotene Arbeit, so wie sie beim Bau und bei der Funktion des Mischkan ausgeübt wurde.
Wenn es um ein wichtiges Geschäft geht, wollen wir Erfolg haben, koste es, was es wolle. „Lasst mir meinen Traum“, sagt der Visionär, „ohne Rücksicht auf den materiellen und spirituellen Schaden, den ich anrichte. Auch wenn die Familie darunter leidet und ich einige zweifelhafte finanzielle Entscheidungen treffen muss, auch wenn meine Beziehungen zu anderen darunter leiden – alles dient dem höheren Ziel.“
Der Bau des Mischkan war die heiligste und anspruchsvollste Arbeit, die den Juden während ihrer Wanderung durch die Wüste aufgetragen wurde. Alle Männer und Frauen, die dafür auserwählt wurden, waren vorzügliche Kunsthandwerker mit einer hohen Moral. Sie bauten die zeitweilige Wohnung für G-tt. Dort würde er sich niederlassen und das Volk inspirieren. Keine andere Arbeit war so edel und erfüllend.
Dennoch kamen alle Arbeiten an diesem herrlichen Bauwerk an jedem Freitag zum Erliegen. Einerlei, wie edel ein Ziel ist, wir müssen Prioritäten setzen und begreifen, dass kein Ziel uns von unserer Verantwortung befreit. Die Arbeitspause zu Ehren des Schabbats erinnerte die Arbeiter jede Woche daran, dass selbst das höchste Ziel mit Selbstbeherrschung einhergehen muss. Unsere eigenen kurzfristigen Ziele müssen mit unseren Pflichten übereinstimmen.
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