Die vierte Klasse veranstaltete einen Wettbewerb, bei dem es darum ging herauszufinden, wer in der Klasse die meisten Mischnajot auswendig lernen konnte. Der Lehrer, Rabbi Stern, teilte hierzu die Klasse in zwei Mannschaften auf. Jeder Schüler konnte nun Punkte für jede Mischna, die er auswendig gelernt hat, sammeln und am Ende einen Preis gewinnen. Darüber hinaus wurden die Punkte der jeweiligen Mannschaft zugerechnet und alle Schüler der Mannschaft, die am Ende die meisten Punkte gesammelt hat, würden einen extra Preis gewinnen.

Nur Moischi war an jenem Morgen nicht in guter Stimmung. Als nun Rabbi Stern die einzelnen Schüler auf die beiden Mannschaften aufteilte, murrte Moischi: "Ich möchte zu keiner Mannschaft dazu gehören!" Rabbi Stern wollte ihn zu nichts drängen und fuhr mit der Aufteilung fort.

Am nächsten Tag verbrachte die vierte Klasse jede freie Minute mit dem Auswendiglernen von Mischajot. Rabbi Stern freute es dabei sehr zu hören, wie einzelne Schüler ihre Mannschaftskameraden motivierten, "komm schon, wir brauchen deine Punkte für die Mannschaft." Als die Jungs sich nun später anstellten, um getestet zu werden, schloss auch Moischi sich ihnen an: "Rabbi Stern, ich möchte ebenfalls ein paar Punkte sammeln, testen Sie mich bitte auch."

"Es tut mir leid Moischi, aber wenn du Punkte für die Mischnajot, die du auswendig gelernt hast, bekommen möchtest, musst du dich schon deiner Mannschaft anschließen"

"Aber Rabbi Stern, ich habe viel gelernt und kann viel auswendig. Kann ich nicht einfach ein paar Punkte für mich alleine sammeln?"

"Ich bedaure, aber so sind nun einmal die Spielregeln. Deine Punkte zählen nur, wenn du einer Mannschaft angehörst. Weißt du eigentlich, dass wir die grundsätzliche Idee für diese Spielregel dem Namen der Doppel-Parascha 'Wajakhel-Pekudej' entnehmen können? Wajakhel heißt soviel wie, 'er hat versammelt.' Wajakhel berichtet uns nämlich davon, wie Mosche Rabeinu das jüdische Volk zusammenrief und zu einer einzigen, großen Gemeinschaft versammelte - Klal Israel. Klal Israel besteht zwar aus vielen verschiedenen Individuen, die Tora lehrt uns aber, dass es sich hier nicht einfach nur um eine Ansammlung von vielen Menschen handelt, sondern um eine Einheit, die von Achdut zusammengehalten wird. Der Name der zweiten Parascha, Pekudej, bedeutet hingegen 'zählen.' In Paraschat Pekudej lernen wir, wie Mosche Rabeinu eine Inventur des Mischkan vornimmt und dabei jeden einzelnen Bestandteil, jedes Bauteil und jedes Gerät, detailliert aufzählt. Hiervon lernen wir, dass jedes Individuum etwas Besonderes ist und jeder Einzelne von uns zählt. Wajakhel steht jedoch vor Pekudej. Bevor wir als Individuum mit unseren ganz persönlichen Leistungen zählen, müssen wir erst einmal begreifen, dass wir ein Teil der Achdut sind, die das jüdische Volk vereint und zusammenhält."

(Übersetzt aus "Please Tell Me What the Rebbe Said, Vol. I", basierend auf den Sichot zu Schabbat Paraschat Wajakhel-Pekudej, 5752)