Unser Wochenabschnitt beginnt mit einem zu dem Monat Elul sehr passenden Vers: Richter und Polizisten sollst du dir in alle deine Tore setzen und sie sollen das Volk richten.1 Außer der einfachen Bedeutung, kann dieser Vers auch auf die Seele des Menschen übertragen werden. Im Talmud wird der Körper des Menschen mit einer „kleinen Stadt“ verglichen und die Glieder des Körpers sind das „Volk“ in der Stadt.2 Die Aufgabe des Richters ist es, durch die Analyse eines Sachverhalts ein richtiges Urteil auszusprechen. So müssen auch wir als Richter über unseren Körper fungieren: An uns liegt es, jedes Glied unseres Körpers zu analysieren und darüber zu urteilen, ob es seine ihm bestimmte Mitzwa im Laufe des Jahres erfüllt hat – denn die 248 Gebote stehen parallel zu den 248 Gliedern des Körpers3 – zum Beispiel erfüllt man mit dem Arm die Mitzwa von Tefillin, mit den Beinen eilt man in die Synagoge usw. Wir müssen mit uns dabei ins Gericht gehen und eine ehrliche Untersuchung anstellen, inwiefern wir unsere Glieder richtig genützt haben. Und im Monat Elul, der Monat der Tschuwa, ist diese Untersuchung von besonderer Wichtigkeit.
Polizisten sind notwendig
Doch Richter allein sind nicht genug. Die Thora ordnet auch Polizisten an, deren Aufgabe es ist, die Gesetze dem Volk aufzuerlegen und das Gesetz zu hüten, gegebenenfalls auch gewaltsam. Auf die Seele übertragen bedeutet das, dass nachdem wir als Richter analysiert haben, was unsere Glieder im Laufe des Jahres falsch gemacht haben, müssen wir nun als Polizisten unseren Gliedern die Mitzwot auferlegen. Hin und wieder gehorchen die Glieder reibungslos und hin und wieder hetzt sie der böse Trieb gegen uns auf und wir müssen sie „zwingen“. Doch als Polizisten müssen wir dafür sorgen, dass sich unser Körper auf jeden Fall dem Urteil des Richters (Mitzwot) fügt.
Tore für den Eingang und Ausgang
Die Thora ordnet auch an, dass die Richter und Polizisten in die Tore der Stadt zu stellen sind. Das Tor ist der Eingang zur Stadt. Und die Polizisten müssen darauf achten, wer in die Stadt kommt und unerwünschten Eindringlingen den Zugang verwehren. Unser Körper hat auch Tore. Dies sind der Mund, die Nase, die Ohren und die Augen. Dort müssen wir uns wie Polizisten aufstellen, um unerwünschte Eindringlinge, wie unkoscheres Essen, üble Nachrede, unkeusche Anblicke u.dgl. nicht durchzulassen.
Das Tor dient aber auch zum Ausgang. Und so wie wir darauf zu achten haben, nichts Schlechtes von draußen nach innen zu lassen, müssen wir auch darauf achten, Gutes nach draußen zu tragen. Es reicht also nicht, dass wir von dem Draußen das Gute nehmen und uns vom Schlechten abriegeln, sondern wir sollen uns auch darum bemühen, positiven Einfluss auf unsere Außenwelt haben; z.B. unser Wissen weitergeben, aufbauende Worte sprechen, mit anderen gütig sein usw.
Die Hauptstadt
Unser Körper ist eine „Stadt“, doch es gibt auch die „Hauptstadt“. Dies ist die Welt in ihrer Allgemeinheit. So hat auch der Mensch eine allgemeine Aufgabe auf der Welt, nämlich Tore zu öffnen und Wege zu bauen und dann wird auch der entfernteste Ort mit der Hauptstadt verbunden und mit dem König, nämlich G-tt, der sich in der Hauptstadt befindet.4 Das heißt, an uns liegt es die Werte der Thora (Ethik, Gerechtigkeit, Frieden usw.), welche in den Sieben Noachidischen Geboten zusammengefasst sind, überall, wo wir können, zu verbreiten. So dürfen wir auch nicht die Thora und Mitzwot nur für uns behalten, sondern müssen sie auch unserer Außenwelt weitergeben und auch zu dem entferntesten Juden bringen. Dadurch verbinden wir sie mit G-tt.
(Torat Menachem, Band 26, Seite 217)
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