Unser Wochenabschnitt1 streckt sich über eine Zeitspanne von fast 40 Jahren aus. Zu Beginn behandelt er das Gebot über die rote Kuh, welches Mose von G-tt im zweiten Jahr nach dem Auszug aus Ägypten empfang und unmittelbar danach erzählt uns der Wochenabschnitt über den Tod Mirijams, die Eroberung von Sichon und den Sieg über Og, Ereignisse, die gegen Ende der 40jährigen Wüstenwanderung stattfanden, kurz vor der Landeinnahme des Gelobten Landes.

Auf zwei Ereignisse in jener Zeit wollen wir genauer eingehen:

1) Mose entsendete Boten nach Jaaser, um die Stadt auszuspionieren. Doch diese beließen es nicht dabei und eroberten die Stadt sogar,

2) Die Stämme Gad, Ruwen und ein Teil des Stammes Menasche baten darum, auf dem eroberten Gebiet östlich des Jordan zu bleiben und nicht in das Land Kenaan einzuziehen. Mose willigte dazu ein.

Die Rückkehr der Kundschafter?

Diese zwei Ereignisse erinnern uns schlagartig an die Sünde der Kundschafter.

Der erste Fehler der Kundschafter war, dass sie es nicht bei ihrer Aufgabe beließen, das Land auszuspionieren, sondern auch eine Schlussfolgerung zogen (wir können das Land nicht einnehmen2). Ihr zweiter Fehler war, dass sie nicht in das Gelobte Land ziehen, sondern in der Wüste bleiben wollten.

Und nun, 40 Jahre später, scheinen sich diese Fehler zu wiederholen: Mose beauftragte seine Boten nur Jaaser auszuspionieren und diese beschlossen, auf eigene Initiative die Stadt zu erobern. Die Stämme Ruwen, Gad und Menasche forderten Führe uns nicht über den Jordan3 – sie wollten nicht ins Gelobte Land! Das war doch eine klare Wiederholung der Sünden der Kundschafter!

In entgegengesetzter Richtung

Tatsächlich ist genau das Gegenteil der Fall. Die Sünden der Kundschafter wurden durch diese Ereignisse nicht wiederholt, sie wurden dadurch sogar korrigiert!

Die erste Sünde der Kundschafter lag darin, dass sie dem Auftrag Moses etwas hinzufügten (ihre Schlussfolgerung), was sich gegen die Landeinnahme aussprach. Die Korrektur dieser Sünde waren die Boten nach Jaaser, die dem Auftrag Moses auch etwas hinzufügten (die Eroberung der Stadt), doch in entgegengesetzter Richtung: sie eroberten die Stadt, weil sie auf G-tt vertrauten, dass Er ihnen das Land geben wollte.

So handelte es sich auch bei dem Stamm Ruwen, Gad und Menasche:

Die Kundschafter wollten überhaupt nicht in das Land einziehen, doch jene drei Stämme handelten auf entgegengesetzte Weise – sie strebten danach, das ganze Gelobte Land einzunehmen. Denn G-tt versprach unserem Erzvater Awraham das Land der zehn Völker4, doch tatsächlich gab G-tt dem jüdischen Volk nur das Land der sieben Völker Kenaans und die restlichen drei Völker (Keni, Kenisi und Kadmoni auf der östlichen Seite des Jordans) werden erst durch den Maschiach eingenommen werden.

Diese drei Stämme wollten schon damals die Eroberung des Gelobten Landes in seiner Gesamtheit beginnen und baten deshalb darum, sich in jenem Gebiet niederzulassen. Dies drückte ihren großen Willen aus, das Gelobte Land einzunehmen, um die Sünde der Kundschafter zu korrigieren.

Vorbereitung für die Erlösung

Diese Ereignisse beweisen, dass das jüdische Volk sich ernsthaft mit den Sünden der Kundschafter auseinandergesetzt hat und danach strebte, sie auch zu korrigieren. Dies wird auch durch Raschis Kommentar verdeutlicht: „Die ganze Gemeinde, alle vollzählig und bereit, ins Land zu kommen“.5

Doch dies diente nicht nur dazu, vorangegangene Sünden zu korrigieren, sondern galt auch als Vorbereitung für die gänzliche Landeinnahme durch den Maschiach.

Somit wurde der Grundstein für die Eroberung ganz Israels gelegt, welches G-tt Awraham versprochen hatte und zur vollkommenen Erlösung abgeschlossen werden wird.

(Torat Menachem Hitwaadujot, Jahrgang 5750, Band 3, Seite 398)