Wir alle kennen die erstaunlichen Berichte über die Wüste, die in Israel Pflanzen und Bäume hervorbringt. Bäume wachsen, obwohl sie im Jahr nur eine Tasse Wasser bekommen, Wassermelonen wachsen im Sand. Vielleicht haben Sie diese Geschichten als modernes wissenschaftliches Wunderwerk akzeptiert. Aber in Wahrheit sind vor allem Arbeit und Schweiß die Quelle des Erfolges.
Es war beispielsweise kein Wunder, mitten in der Negev-Wüste Brunnen zu graben. Das Wasser ist da, wenn auch so tief, daß wir es normalerweise nicht sehen. Außerdem ist es Salzwasser. Wer dort eine saftige Frucht anbauen will, muß also graben und arbeiten. Wunder sind manchmal harte Arbeit.
Der Wochenabschnitt Masej schildert die vierzigjährige Reise des Volkes Israel durch die Wüste vor dem Einzug ins verheißene Land. Unterwegs wurden Schlangen und Skorpione vernichtet, Wasser aus Miriams Brunnen folgte ihnen, Manna fiel vom Himmel, und irgendwie wuchsen und gediehen die Juden in einer der unfruchtbarsten Gegenden der Welt. Und sie erreichten ihr Ziel.
Masej bedeutet “Reisen”, aber auch “Lager”. Die Reise von Ägypten nach Erez Jisrael hatte 42 Phasen, die wir als Symbole unserer Lebensphasen betrachten. So wie die Juden abwechselnd lagerten und wanderten, erleben auch wir Phasen der Aktivität und Phasen des Stillstandes. Wir machen immer Fortschritte, aber großen Veränderungen folgt oft eine Phase der Ruhe.
Trotzdem ist immer für uns gesorgt. Manna und Wasser aus Miriams Brunnen sind für uns da, solange wir Kinder sind. Als Erwachsene erreichen wir das Gelobte Land und müssen wie unsere Ahnen die Bequemlichkeit hinter uns lassen. Von da an müssen wir uns selbst um unser Manna kümmern und G–tt auch in scheinbar g–ttlosen Situationen treu bleiben. Eine Wüste ist im wörtlichen wie im spirituellen Sinne ein Ort, an dem niemand wohnt (selbst Nomaden und Buschmänner könnten ohne Oasen nicht überleben) und an dem es keine G–ttlichkeit gibt. Ohne das Studium der Tora und ohne die Befolgung der Mizwot ist die Welt eine spirituelle Wüste, ein Ort des Chaos und des Kampfes ums Überleben.
Wie machen wir daraus eine Wohnung für den Menschen und für G–tt? Die Wunder sind bereits da, weil jeder Aspekt der Schöpfung g-ttlich ist. Aber sie sind nur das Fundament, auf dem wir aufbauen können. Wir haben die Aufgabe, das Land zu bewässern und die g–ttliche Energie freizulegen. Wir müssen Obst anbauen und Vieh züchten.
Das Wasser des Lebens und die Frucht der Rechtschaffenheit liegen in der Wüste nicht einfach herum. Wenn wir die ganze Welt zu Erez Jisrael – zu einem heiligen Land – machen wollen, müssen wir graben.
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