Vielleicht erinnern Sie sich daran, daß Sie als Kind während einer langweiligen Schulstunde einmal etwas getan haben, was wir auch als Erwachsene noch tun: Sie erstellten eine Liste – Name, Straße, Stadt, Bundesland, Staat, Erdteil ...

Das ist nicht nur ein Zeitvertreib. Es ist ein Prozeß der Selbstfindung. Wir suchen dabei nach unserem Platz im größeren Ganzen.

Das Thema “Identität” wird im Wochenabschnitt Jitro oft angesprochen, am klarsten dort, wo es um den Namen “Gerschom” geht. Gerschom war einer der Söhne des Mosche, und sein Name erinnert an die hebräische Redensart “Ich bin ein Fremder in einem fremden Land”. Er kam aus dem Exil und wanderte ins Gelobte Land.

"Jitro" ist nach Mosches Schwiegervater Jitro benannt. Er war Kohen (Prister) von Midian, also der Regent und das religiöse Oberhaupt. Leider hielt selbst die Verwandtschaft mit Mosche ihn nicht davon ab, einige der damaligen heidnischen Bräuche zu befolgen. Aber als Mosche ihm “von allem, was der H-rr dem Pharao und den Ägyptern getan hat um Israels willen” berichtete, erwidert Jitro: “Jetzt weiß ich, daß der H-rr größer ist als alle Götter.”

Was für Götter? Er meinte natürlich die Götter seines Landes. Maimonides erläutert, die Völker in dieser Gegend hätten die Sterne und Planeten für Abgesandte G-ttes gehalten und sie deshalb verehrt. Wird Jitro dadurch zum Fremden für Mosche und G-tt? Nicht ganz. Er hat seinen Platz auf einem Kontinuum, das von der Dunkelheit zum Licht führt. Wir alle müssen die Reise von der Unwissenheit zur Erkenntnis, von der Verwirrung zur Klarheit, vom Fremden zum Bruder machen.

In diesem Wochenabschnitt empfängt Mosche auch das Gesetz am Berg Sinai – wieder eine Reise aus dem Dunkel ins Licht. Die Kinder Israel haben sich spirituell falsch entwickelt und müssen auf den richtigen Weg zurückgebracht werden.

Aber G-tt schuf die Einheit aus dem Chaos, eine Einheit unter den Juden, zwischen G-tt und seinen Kindern und – ebenso wichtig – zwischen dem jüdischen Volk und dem Materialismus der Welt.

Wenn Sie wieder einmal so eine Liste schreiben und Ihren Platz in der Welt erforschen, denken Sie daran, daß es ein wesentlicher Teil unserer Identität ist, nicht nur ein Jude unter Juden zu sein, sondern auch anderen die Tora nahezubringen. Dann ist niemand mehr ein Fremder, und wir bringen der ganzen Welt G-ttes Einheit.