Vor Jahren starb die älteste Frau der Welt mit 123 Jahren. Bald danach starb auch der älteste Mann. Das bestätigt die Leistungen der modernen Gesundheitsfürsorge: Immer mehr Menschen werden älter als die 67 Jahre, die bei uns das Rentenalter einleiten. Früher rechneten die Menschen dann nur noch mit wenigen weiteren Lebensjahren. Heute leben Millionen Menschen noch Jahrzehnte länger und viele bleiben so fit, dass sie diese Jahre genießen können.
Leider hat die Medizin nicht die Krankheiten besiegen können, die mit hohem Alter einhergehen und für die Kinder der Alten eine Last sind: Gedächtnisschwäche, Verwirrung, Taubheit und Gebrechlichkeit. Weil Millionen frustrierte “Kinder” im mittleren Alter für ihre alten Eltern sorgen müssen, ist eine ganze Industrie von Spezialisten und Beratern entstanden. Darum gibt es jetzt zahlreiche Menschen, die jammern und klagen, weil sie diejenigen pflegen müssen, die ihnen früher die Windeln gewechselt haben.
Was hat das mit der Tora zu tun? Diese Woche lesen wir von Mosches Schwiegervater in einem Wochenabschnitt, der nach ihm Jitro heißt. Jitro ist keine Hauptgestalt in der Bibel, und selbst in diesem Abschnitt gibt er Mosche nur einen einzigen Rat; dann verlässt er die Bühne. Und das ist der Abschnitt, in dem die Zehn Gebote stehen! Warum wurde er nach einem Mann benannt, der vor kurzem noch Heide war? (Jitro sagt zu Mosche: "Jetzt weiß ich, dass der H-rr größer ist als alle Götter.")
Schauen wir uns einmal den Rat an, den er Mosche gibt. Mosche ist überlastet, weil alle mit ihren Sorgen zu ihm kommen. Jitro sagt zu ihm: "Das ist nicht gut. Du kannst nicht alles tun." Er rät ihm, Gruppenführer zu ernennen und dann höhere Leiter für mehrere Gruppen und so weiter - eine Hierarchie. Für uns ist das selbstverständlich.
Ist das ein Geniestreich? Bestimmt nicht. Trotzdem kam Mosche nicht von selbst darauf. Er musste sich von einem alten Exheiden beraten lassen, der in der Tora nur eine Nebenrolle spielt, der aber sein Schweigervater war.
Und darum heißt der Abschnitt mit den Zehn Geboten Jitro. Denken Sie daran, dass es im ersten Gebot um die Eltern geht, denn es handelt von Pflichten, die nicht G-tt, sondern andere betreffen. Ihre Eltern haben mehr Lebenserfahrung als Sie, einerlei, in welchem körperlichen oder geistigen Zustand sie sind. Und vielleicht können Sie sogar etwas von ihnen lernen.
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