Im Judentum wird Namen große Bedeutung zugeschrieben. Unsere Gelehrten gaben sogar die Anweisung1, Kinder nicht mit Namen böser Menschen zu benennen um solche Namen nicht zu verewigen. Denn im biblischen Buch Mischlej heißt es ausführlich: Der Name der Frevler soll vertilgt sein.2
Angesichts dessen scheint der Name unserer Parascha völlig fehl am Platz zu sein, welche doch nach Balak, dem Bösewicht, benannt ist. Zwar ist auch der Wochenabschnitt „Korach“ nach einem Bösewicht benannt, aber man kann unmöglich zwischen Korach, dessen Söhne und der auch selbst Tschuwa getan hatten, und Balak, einem erbitterten Judenhasser, „mehr als alle anderen Hasser Israels“3, einen Vergleich aufstellen. Und dennoch benennt die Thora einen ganzen Wochenabschnitt nach diesem Bösewicht – warum?
Der Urvater des Maschiach
Balak steht für die Abtrennung von jeglichem G-ttlichen. Der Name „Balak“ stammt von „Bolka“, was „abgetrennt“ und „tot“ bedeutet.4 Andererseits aber lehrt der Schlah5, dass Balak ein großer Gelehrter war und den Stammbaum des israelitischen Königtums erforschte, „nämlich das Königtum des Hauses Dawids und des Maschiach, und er wusste, dass diese Macht von ihm stammen werde!“6 Tatsächlich entsprang Rut, die Moawiterin, aus Balak. Und sie war die Urgroßmutter von König Dawid, aus dessen Stamm schließlich der Maschiach entspringen wird!
In Balak verschmelzen also zwei gegensätzliche Elemente – die tiefste Unreinheit und die höchste Heiligkeit. Bei Balak handelt es sich also um eine seltene Art von g-ttlicher Kraft, nämlich die Kraft Unreines in Reines zu verwandeln. Aus der Dunkelheit selbst entspringt Licht! Zu Beginn verkörperte Balak die absolute Trennung von G-tt, doch schließlich entsprang gerade aus ihm die allerhöchste Heiligkeit – König Dawid und der Maschiach.
Besonders wohlgefällig
Die Verkörperung „Balaks“ kann auch auf den G-ttesdienst übertragen werden. Der jüdische G-ttesdienst teilt sich in zwei Pfade: Das Gute zu tun und das Schlechte in Gutes umzuwandeln. Durch das Thorastudium und das Erfüllen der Mitzwot beschäftigt man sich mit dem Guten in seiner Reinheit. Doch sobald der Mensch gegen das Böse in sich zu kämpfen hat, es bezwingt und schließlich zu seinem Verbündeten macht (in das Gute umwandelt) – erreicht er ein höheres Niveau im G-ttesdienst, welches G-tt besonders wohlgefällig ist.
Ein G-ttesdienst dieser Art ist z.B. das Tun von Tschuwa. Die Tschuwa bewirkt einen Wandel im Menschen. Davor befand er sich tief unten, und nun hat sich der Mensch auf eine Stufe erhoben, auf welcher sogar die vollkommenen Zadikim (der erste Pfad) nicht stehen können!7
Diese Art von G-ttesdienst deutet uns die Thora, indem sie unseren Wochenabschnitt nach Balak benennt. Mit Balak, als Betitelung unserer Parascha, meint die Thora nicht etwa den Bösewicht, sondern den bereits ins Gute umgewandelten Balak – die Wurzel für das Königshaus Dawids und des Maschiach. Mit dieser Betitelung will die Thora hervorheben, dass es die Kraft gibt das Böse zum Guten zu wandeln!
Du und der Nächste
Damit will uns die Thora einiges beibringen: Manchmal mag der Mensch über seine spirituelle Lage verbittert sein. Nicht immer verhält er sich, wie es sein himmlischer Vater gewollt hätte. Er empfindet, dass seine Beziehung zu G-tt nicht mehr die Beste ist und seine tiergleiche Seele ihn immer weiter von G-tt distanziert. Er verzweifelt und will sich mit seiner Lage abfinden. Da sagt ihm die Thora: Man kann das Böse in sich bezwingen und es sogar zum Guten, zum absoluten Guten, umwandeln!
Auf diese Weise verhält es sich auch mit dem Außenstehenden: Man trifft einen jüdischen Menschen, der von G-tt völlig abgetrennt scheint. Auf den ersten Blick könnte man seine Seele aufgeben, doch dann muss man sich vor Augen halten, dass der Sinn darin liegt, sein Böses in Gutes zu verwandeln!
(Likutej Sichot, Band 28, Seite 273)
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