Der Wochenabschnitt Schlach lässt sich allgemein gesagt in zwei thematische Abschnitte unterteilen. Der erste, Kapitel 13 und 14 umfassend, beinhaltet eine detaillierte Erzählung über die Sünde der Kundschafter. In dem darauf folgenden Kapitel 15 ändert sich die Thematik völlig, die Tora behandelt hier eine ganze Reihe von Mizwot, wie zum Beispiel die Darbringung verschiedener Opfer, die Absonderung von Challa, Zizit (Schaufäden), sowie den Schabbat betreffend. Nichtsdestoweniger bezieht sich der Name der gesamten Parascha auf die Sünde der Kundschafter.

Kapitel 15 beginnt, direkt nach den Ereignissen bezüglich der Kundschafter, mit den Mizwot des Mahlopfers sowie des Wein-Gussopfers. Doch wie lässt sich ein innerer Zusammenhang zwischen diesen beiden Opfern und der Begebenheit der Kundschafter herstellen, nach welcher wie bereits zuvor erwähnt schließlich die gesamte Parascha benannt ist?

Gemäß der Chassidischen Lehre gibt es zwei grundsätzliche Wege, durch die sich eine Person möglicherweise G-tt annähern kann, nämlich entweder durch den Weg des 'Sich-Auskehrens' oder durch den Weg des 'In-Sich-Kehrens'.

Wenn eine Person über die Größe und Allmacht G-ttes meditiert, sowie über die höchste Glückseligkeit, die in den spirituellen Welten zu finden ist, erreicht diese Person möglicherweise einen Punkt, an dem sie sich einfach nur noch wünscht, diese Welt zu verlassen, um in jenen spirituellen Welten dauerhaft zu verweilen. Jenes 'Sich-Auskehren' ist demnach ein selbst motiviertes Verlangen, sich von der materiellen Existenz abzuheben, um in einer höheren spirituellen Existenz aufzugehen.

Auf der anderen Seite erfährt dieselbe Person möglicherweise eine gegenteilige Empfindung. Anstatt zu höheren Sphären zu streben, ist jene Person gesegnet mit der von 'Oben' kommenden Inspiration, in die mondäne Welt der physischen Existenz einzutauchen, mit dem Ziel, Spiritualität und Heiligkeit in diese Welt zu bringen.

Das Mahlopfer, welches auf dem Altar verbrannt wurde, bis alles Blut und Fett vollkommen in Rauch aufgingen, repräsentiert das Prinzip des 'Sich-Auskehrens'. Das Wein-Gussopfer, welches nach unten ausgegossen wurde, repräsentiert hingegen das Prinzip des 'In-Sich-Kehrens'.

Nach der Sünde der Kundschafter, die nur ihrem Verlangen nach einer rein spirituellen Welt, die alles Profane beiseite lässt, gefolgt sind (repräsentiert durch das Mahlopfer), folgt konsequenterweise die Mizwa des Gussopfers, welches die Notwendigkeit verdeutlicht, Spiritualität auch in diese Welt zu bringen. Letztlich sind aber beide Wege zulässig und notwendig. Unsere tägliche Aufgabe ist es, eine Balance zwischen beiden Wegen zu finden und dadurch unser maximales Potenzial im Dienste G-ttes auszuschöpfen.

(Basierend auf Likute Sichot, Bd. 13, sowie Maamar Schabbat Paraschat Schlach 5747.)