Der Mischkan (die Stiftshütte) war ein imposantes Gebilde aus Akazienholz, Gold, Silber, Kupfer und wertvollen Tierhäuten. Die Vorschriften, die den Bau des Mischkans betreffen, und ihre Erörterung umfassen fünf Wochenabschnitte und scheinen für uns auf den ersten Blick unwichtig zu sein. Vor fast 3.000 Jahren hörten die Juden auf, den Mischkan zu nutzen, weil sie den ersten Tempel zu Jerusalem bauten. Was also sollen all diese Vorschriften?

Jeder kämpft mit seinen eigenen Problemen, aber alle sind gleich viel wert vor G-ttNun, in die Geschichte des Mischkans sind viele ethische und moralische Gebote und praktische Hinweise verwoben, nach denen wir heute noch leben. Eine dieser Vorschriften hat mit dem Material zu tun, aus dem der Mischkan bestand.

Es handelte sich fast ausschließlich um Gold, Silber oder Kupfer oder um Legierungen daraus. Wir wissen, dass die Juden Ägypten mit reichlich Gold verließen – darum konnten sie ein goldenes Kalb formen. Wieso befahl G-tt ihnen dennoch, auch weniger kostbares Material wie Silber und Kupfer zu verwenden? Wäre reines Gold nicht prächtiger gewesen?

Vor Kurzem fragte mich ein Junge im Religionsunterricht: „Wenn Sie an meiner Stelle und kein Rabbiner wären, könnten Sie dann ehrlich sagen, dass Sie nur ein jüdisches Mädchen heiraten würden?“

Meine Antwort war: Da ich in eine religiöse Familie hineingeboren wurde und Rabbiner bin, stehe ich vor anderen Herausforderungen (zum Glück gehört die Mischehe nicht dazu) als andere Menschen. Und umgekehrt. G-tt teilt uns Aufgaben zu, von denen er weiß, dass wir sie lösen können, nicht mehr und nicht weniger.

Da jeder auf seiner eigenen Ebene mit seinen eigenen Problemen kämpft, sind unsere Bemühungen vor G-tt gleich viel wert. Es ist unwichtig, ob wir Gold, Silber oder Kupfer sind, solange wir an der heiligen Aufgabe arbeiten, auf dieser Welt ein Heim für G-tt zu bauen, einen modernen Mischkan.

Die Kommentatoren weisen darauf hin, dass der Altar für die Opfer im Tempel mit Kupfer beschlagen war. Sein Zweck bestand darin, Vergebung zu erlangen, und deshalb war es angemessen, dass er nicht aus Gold bestand, das nicht stumpf wird. Kupfer wird stumpf, aber man kann es wieder glänzend machen. Das ist ein Hinweis darauf, dass auch ein Mensch, den wir als Kupfer oder gar als stumpfes Kupfer einschätzen würden, immer ein leuchtender Jude bleibt, bereit und fähig zu glänzen.