Lieber Leser,
Korach, so erzählt uns die dieswöchige Sidra, lehnte sich gegen Moses' Führerstellung und Aarons Hohepriesterwürde auf. Nach der Tradition war Korach, an sich, ein weiser Mann; und so dürfte es naheliegen, dass seine Argumente weder belanglos noch töricht waren. Im Gegenteil, es sollte nicht verwundern, dass die Fragen, mit denen er Moses herausforderte, vernünftig und logisch erschienen. Worüber beschwerte Korach sich? "… denn die ganze Gemeinde, alle sind heilig ... Warum also erhebt ihr (Moses und Aaron) euch über die Gemeinde G-ttes?" (Numeri 16, 3). Wie es scheint, forderte Korach für alle gleichen Rang und gleiche Stellung.
Beim ersten Hinblick erweist sich die Frage gerade im Munde dieses Fragestellers als unangebracht, war doch eben der Stamm Levi, dem Korach angehörte, von G-tt zu heiligen Diensten im Stiftszelt bestimmt worden. Zu diesen Pflichten gesellten sich auch besondere Privilegien: Zugang zum Stiftzelt, oder das Tragen spezieller Kleider. So konnte Korach sich eigentlich gar nicht über Moses' und Aarons "Erhöhung" beschweren; er selbst war ein Levite und nahm so schon eine besondere Stellung ein, und kein intelligenter Mensch macht gegen andere Vorwürfe, die mit gleicher Berechtigung gegen ihn selbst erhoben werden könnten.
Nein, Korachs Beschwerde bezog sich, wenn man ihrem tieferen Sinn nachgeht, auf Dinge, in Bezug auf die alle Juden gleichrangig waren – auf Umstände, in denen Moses und Aaron und Korach und die Gesamtheit alle gleiche Rechte und Pflichten besaßen, in denen sie alle heilig waren.
Dies war kein Streit über den priesterlichen Dienst im Heiligtum, der doch von G-tt einem einzelnen Stamme übertragen worden war. Korach verstand diese Unterschiede und hiess sie gut. Sein Argument richtete sich vielmehr auf Dinge, die das Heiligtum überhaupt nicht berührten, auf weltliche, alltägliche Angelegenheiten; und in dieser Beziehung meinte er, keiner solle einem anderen überlegen sein.
Schabbat Schalom