Man könnte glauben, dass nach der Sünde der Kundschafter und ihren fatalen Folgen das jüdische Volk nun endlich begriff, dass es sich auszahlt auf den Propheten Mose zu hören. Dennoch aber gab es welche, die sich für klüger hielten, angeführt von Korach, dem Lewiten.

Und allem Anschein nach löste gerade die Geschichte der Kundschafter den Konflikt zwischen Korach und Mose aus. Denn die Übergabe des Priestertums an Aron und seine Söhne, auf das Korach Anspruch erhob, lag bereits über ein Jahr zurück. Und wenn die Ernennung von Elizafan zum Haupt über die Söhne Kehats (einen Unterstamm der Lewiten) Korachs Aufstand gegen Mose verursachte (da nicht er dazu ernannt wurde), so ereignete sich auch dies Monate davor. Die Ansammlung dieser Ereignisse erweckte zwar seinen Zorn, aber die Sünde der Kundschafter führte zur endgültigen Entscheidung gegen Mose zu rebellieren.

Was ist die Hauptsache?

Wie die Lehre der Chassidut offen legt1, wollten die Kundschafter nicht das Heilige Land einnehmen, da sie behaupteten, dass wahre Verbundenheit zu G-tt nur in der Wüste möglich sei. Dort sorgte G-tt für all ihre Bedürfnisse – spendete ihnen das himmlische Brot, gewährte ihnen Schutz durch Seine Wolken usw. – und somit könnten sie sich weiterhin vollkommen der G-ttesarbeit widmen. Die Eroberung und Besiedlung des Heiligen Landes aber, welche die Beschäftigung mit dem Materiellen mit sich bringt, würde diese absolute Verbundenheit unterbrechen.

Darauf erwiderte ihnen Mose, dass nicht die spirituelle Bindung zu G-tt die Hauptsache ist, sondern im Mittelpunkt stehen die Taten – das Wichtigste ist das Erfüllen der Gebote in unserer Welt, welches nur im Heiligen Land auf vollkommene Weise verwirklicht werden kann (ein Großteil der Mitzwot kann nur im Heiligen Land erfüllt werden).

Diese Antwort Moses brachte Korach zum Toben. Er war sich darüber im Klaren, dass auf spiritueller Ebene Mose und Aron weit über ihm und jedem anderen standen. Angesicht zu Angesicht übergab G-tt dem großen Propheten die Thora, und der Priester Aron war der erste, dem sie überliefert wurde. Korach verleugnete dies nicht.

Die gleichen Gebetskapseln

Aber auf einmal hörte er Mose predigen, dass geistige Höhe und spirituelle G-ttesarbeit nur an zweiter Stelle stehen; im Mittelpunkt sind die Taten. Und wenn das der Fall ist, behauptete Korach, warum erhebt ihr euch? Wenn sich alles nur um die Mitzwot dreht, seid ihr und ich und jeder Jude gleichberechtigt. Wir alle legen die gleichen Tefillin, tragen die gleichen Zizit. Worin liegt euer Vorteil uns gegenüber in Bezug auf das Erfüllen der Gebote?

Dies waren die Behauptungen Korachs, doch er befand sich im Irrtum wie die Kundschafter. Der Fehler beider lag in der extrem einseitigen Betrachtung der Dinge ohne ihren harmonischen Zusammenhang zu begreifen. Die Kundschafter machten die spirituelle Bindung zu G-tt ohne ihre praktische Umsetzung zur Hauptsache, und Korach stellte die Tat ohne jeglichen spirituellen Aspekt in den Mittelpunkt. Während die einen die Mitzwot für unwichtig hielten, sahen die anderen die spirituelle Bindung an G-tt als überflüssig an.

Harmonisieren

G-tt aber will die Verbindung beider Weltsichten. „Ein Jude im Herzen zu sein“ ist überaus wichtig, aber solange diese Bindung mit G-tt nicht praktisch zum Ausdruck kommt, ist sie nicht ehrlich, sondern fehlerhaft, wie die der Kundschafter. Die Mitzwot wiederum aus Gewohnheitssache zu erfüllen ohne jegliche Kawana (Andacht) gleicht einem Körper ohne Seele.

Denn so wie Seele und Körper ineinander verschmelzen und eins werden, sollen die Taten des Juden von der Geistlichkeit, dem Gefühl der Liebe und G-ttesfurcht, durchdrungen sein. Die Kundschafter suchten nur die spirituelle Hingabe an G-tt. Korach strebte die Trennung des geistigen Aspekts von der praktischen G-ttesarbeit (Mitzwot) an. G-tt aber will die Umsetzung des Spirituellen in unserer Welt – das Erfüllen der Mitzwot, durchdrungen vom jüdischen Herzen!

(Likutej Sichot, Band 4, Seite 1048)