Frage?

Ist es wahr, dass traditionell jüdische Ehen arrangiert wurden? Ich habe auch gehört, dass das immer noch unter religiösen Juden praktiziert wird. Wie steht das Judentum zu dieser Praxis?

Antwort!

Wenn „arrangiert“ als „gezwungen“ gedeutet wird, dann existiert diese Praxis nicht! Aber es ist wahr, dass in den meisten alten und noch bestehenden Kulturen Ehen noch immer arrangiert werden. Die junge Frau hat kein Mitbestimmungsrecht bei der Wahl ihres Ehepartners. Manchmal betrifft eine solche Praxis auch den jungen Mann. Allerdings missbillig die Tora dieses Vorgehen.

In der Tat war das Gegenteil solch erzwungener Ehen in der Familie Abrahams verbreitet, - und zwar lange vor dem Judentum. In der Tora finden wir Hinweise auf die Ehe von Jizchak (Gen. 24), als Abrahams Knecht Eliezer geschickt wird, um Rebekka zurück nach Kanaan zur Heirat mit Isaak zu nehmen. Die Familie von Rebekka, die nicht die Religion ihres Schwagers Abraham teilten, sprach: „Lass uns das Mädchen fragen.“ Dem entnehmen die Weisen die Erkenntnis, dass niemand gegen seinen Willen verheiratet werden darf ... und dies war schon immer die Praxis innerhalb der jüdischen Gemeinden seit ihrer Gründung.

Insofern können, was ihre zukünftige Braut oder ihren zukünftiger Bräutigam angeht, die jungen Leute selbst entscheiden, ob sie wirklich einander heiraten wollen. Sicherlich hat der Schadchan (Vermittler) immer schon eine wichtige Rolle bei jüdischen Hochzeiten gespielt. Es gibt zwar professionelle Schadchanim, aber meistens sind es Freunde der Familie, die einen passenden Kandidaten kennen.

Die Schadchan-Methode ist das bisher wirksamste Mittel, um einen Ehepartner zu finden. Ein Treffen wird mit jemanden begonnen, der den Angaben zufolge ein passender Kandidat sein könnte, anstatt Menschen nach dem Zufallsprinzip kennen lernen zu wollen. Tatsächlich hat sich herausgestellt, dass auch moderne jüdische Singles nicht den „Würfel“ bei der Partnerwahl entscheiden lassen, sondern auf die Hilfe des traditionellen Schadchan-Modells zurückgreifen.