Frage?
Ich frage mich, ob es Rabbinern erlaubt ist zu heiraten? Denn in meiner Religion ist Priestern zu heiraten verboten. Ist das ebenfalls im Judentum so?
Antwort!
Ich hatte mal eine gleiche Konversation mit einem Taxi Fahrer darüber. Er war katholisch und fragte mich, ob Rabbiner heiraten dürften. Ich sagte ihm, dass er es nicht nur darf, sondern dazu sogar verpflichtet ist. „Sei fruchtbar und mehre dich“ ist das Gebot. Da spielt es keine Rolle, welche Position dieser Mann hat oder welcher Gemeinde er angehört.
Der Taxi Fahrer nickte und sagte: „Ihr Juden habt es gut. Wenn in meiner Gemeinde z.B. ein Mann eine Frau kennen lernen will, dazu aber zu verlegen ist, oder wenn Schwierigkeiten in seiner Ehe auftreten, er Probleme hat, seine Kinder richtig zu erziehen, - an wem soll er sich wenden? Zu unserem zölibatären Priester? Er hat doch keine Ahnung, was es bedeutet, mit seiner Frau Meinungsverschiedenheiten zu haben, er hat noch nie einen Korb von einer Frau bekommen und ganz bestimmt hat er keine Kinder und kennt deren Probleme nicht. In theologischen Fragen, wann z.B. welches Gebet gesprochen wird, gehe ich natürlich zum ihm. Aber bei alltäglichen Themen kann er mir nicht helfen!“
Die Aussage des Taxi Fahrers hat in eine wichtige Wahrheit ans Tageslicht gebracht. Das Judentum unterscheidet nicht zwischen „Geistlichen“ und „Laien“. Egal, ob Sie Rabbiner oder Taxi Fahrer sind, es wird von Ihnen erwartet ein „normales“ Leben zu führen. Sie müssen sich ebenfalls mit alltäglichen Problemen und Freuden auseinandersetzen.
Aber es funktioniert in genauso in der anderen Richtung. Egal, ob Sie Taxi Fahrer oder Rabbiner sind, - es wird von Ihnen erwartet, jeden Tag ein Heim für G-tt zu errichten. Das Ideal der Tora besteht in der Schaffung einer Gemeinschaft von heiligen Menschen. Heiligkeit und Sittlichkeit sind nicht Gefilde eines Rabbiners allein, – jedes Individuum muss nach den gleichen Standards leben und jeder von uns kann in direkten Dialog mit G-tt und seiner Tora treten.
Der Rabbiner hat die Aufgabe zu helfen. Er kann Sie auf Ihrem Findungsprozess unterstützen. Aber er muss die gleichen Ideale auch in seinem Leben anwenden.
Vielleicht war dieses Taxi ein Mikrokosmos einer idealen Welt: Was könnte denn schöner sein, als in einer Gemeinschaft zu leben, wo Taxi-Fahrer spirituelles Wissen teilen und Rabbiner Windeln wechseln?
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