Zwischen den Welten
Mit der großen Entscheidung beginnt die Verlobungszeit, also jene Zeit, in der die spirituellen Vorbereitungen für die Hochzeit getroffen werden. Diese Zeit spielt eine entscheidende Rolle für die kommende Ehe.
Das Brautpaar hat Träume und Vorstellungen über seine persönliche, professionelle und spirituelle Zukunft. Die Verwirklichung dieser Träume erfordert viel Mühe und Arbeit, weshalb solche Träume oft nur Träume bleiben. Spirituelle Bestrebungen, ein bedeutsameres und seelenvolleres Leben zu führen, bereiten durch das Desinteresse der Außenwelt stets die größten Schwierigkeiten. Wenn sich nach der Hochzeit das Leben eingespielt hat, sind Veränderungen in den eigenen Gewohnheiten und der Spiritualität noch schwieriger, – wenn auch nicht unmöglich.
In der Verlobungszeit beginnt das Brautpaar mit der Verwirklichung seiner TräumeIn der Verlobungszeit beginnt das Brautpaar mit der Verwirklichung seiner Träume, und zwar nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch, - wie es z.B. ein Rebbe definierte: "Ein Dieb ist jemand, der tatsächlich stiehlt, und nicht jemand, der rein theoretisch stehlen könnte." Ebenso definiert sich eine spirituelle Person durch Feinheit und Toratreue, und nicht durch theoretischen Bestrebungen.
Eine Ehe, die auf einer lebendigen, spirituellen Basis beruht, hat eine solide Grundlage und besitzt gute Chancen, ein Haus voller Moral, Werte, wahrem Glück und Erfüllung aufzubauen.
Praktische Hochzeitsvorbereitungen sollten vorzugsweise von Familienmitgliedern und Freunden getroffen werden, damit sich das Paar auf seine spirituellen Hochzeitsvorbereitungen konzentrieren kann. Je weniger sich das Paar mit Profanem, wie z.B. Einladungslisten, Menüwahl, abgeben muss, umso mehr Zeit bleibt für spirituelle Vorbereitung auf das künftige Leben.
Bekanntlich führen Meinungsverschiedenheiten über Triviales zu Uneinigkeit zwischen beiden Seiten. Bräutigam und Braut sind vor der Hochzeit möglichst nicht in einen solchen Streit zu verwickeln!
Entfernung bringt Nähe
Die Verlobungszeit ist keine leichte Zeit für Bräutigam und Braut. Abgesehen von der mit jedem Tag zunehmenden Spannung, nimmt auch das Verlangen zu, seinem Angetrauten näher zu kommen. Doch das ist bis zur Heirat tabu!
Zurückhaltung vor der Ehe erhöht den BeziehungswertIst die wahre zweite Hälfte, die es zu respektieren, zu ehren und das Leben zu teilen gilt, gefunden, sind grundsätzlich alle Intimitäten bis nach der Hochzeit zu verschieben. Selbst wenn es nicht mehr die erste Begegnung ist, soll doch diese Beziehung heilig und bedeutungsvoll gestaltet sein. Das Ziel ist eine gemeinsame Seele und nicht nur ein Fleisch. Körperliche Entfernung vor der Ehe zeigt deshalb deren Bedeutung und Herzenssache. Diese zeitweilige Entfernung ist der Weg zu einer unvergleichlichen Nähe.
Keine Worte können das Gefühl unter der Chuppa beschreiben, und die Gewissheit, mit der richtigen Person einen heiligen Prozess zu beginnen.
Sollte bereits körperlicher Kontakt stattgefunden haben, so ist trotzdem weiterer Kontakt bis nach der Hochzeit zu verschieben. Denn erst die Ehe gibt diesem Kontakt einen neuen und wichtigen Status, so dass körperlicher Kontakt für das Eheleben reserviert bleiben soll.
Unnötige Versuchungen entstehen dann nicht, wenn die Vorschiften von Jichud, die das Alleinsein eines unverheirateten Paare regeln, äußerst ernst genommen werden.
Auch wenn es uns persönlich nicht gefällt, - die jüdische Tradition verbietet jeden unnötigen Kontakt zwischen Bräutigam und Braut in der Verlobungszeit, um die Hochzeit dadurch zu einem höchst emotionalen Erlebnis werden zu lassen.
Kalte Füße?
Zweifel bezüglich einer so weitreichenden Entscheidung sind ganz normal. Sie können z.B. von natürlicher Sorge über eine bisher unbekannte charakterliche Eigenschaft des anderen herrühren.
Zweifel bezüglich einer so weitreichenden Entscheidung sind ganz normalHier sollten wir uns den Grund unserer ursprünglichen Entscheidung, diese spezielle Person heiraten zu wollen, nochmals durch den Kopf gehen lassen. Überwiegen die positiven Eigenschaften? Denken Sie, dieser bisher unbekannte Charakterzug steht einem glücklichen Eheleben im Wege? Wenn Sie sich unsicher sind, beraten Sie sich mit einem neutralen Freund oder Ihrem Rabbiner.
Der Verlobungsvertrag
Während der Verlobung werden die Tena'im, ein offizielles und von Bräutigam und Braut individuell abgestimmtes Verlobungsdokument, ausgestellt. Der genaue Zeitpunkt dafür hängt von der jeweiligen Tradition ab und kann entweder zu Verlobungsbeginn oder erst vor der Chuppa stattfinden.
Vorbereitungskurs
Die Heiligkeit des jüdischen Hauses hängt vom Einhalten der Familienreinheitsgesetze ab: Das Eintauchen der Frau in die Mikwe erfüllt die Ehe mit Heiligkeit, neuer Tiefe, und außerdem auch mit Aufregung und Romantik.
Das Vertrautmachen mit den komplexen Vorschriften der Familienreinheit erfordert deren gründliches Studium vor der Hochzeit. Normalerweise erhalten Mann und Frau getrennten Einzelunterricht von qualifizierten Lehrern. Ein solcher Privatunterricht ermöglicht es jedem unabhängig voneinander, von erfahrenen Leuten nicht nur die Gesetze und deren praktische Aspekte kennen zu lernen, sondern auch jene individuellen Fragen zu stellen, die kein Diskussionsthema im Familien- und Freundeskreis sind.
Wenden Sie sich an Ihren Rabbiner, um einen solchen Lehrer ausfindig zu machen.
Geschenke
Geschenke, welche das gemeinsame Ziel, ein jüdisches Haus zu bauen, symbolisieren, sollten einen besonderen Stellenwert habenDas Austauschen von Geschenken in der Verlobungszeit ist eine alte jüdische Tradition. Obwohl Schmuck immer als sehr schönes Geschenk gilt, sollte der Braut bis zur Chuppa kein Ring überreicht werden, da ein Ring das Symbol für die Ehe ist.1
Geschenke, welche das gemeinsame Ziel, ein jüdisches Haus zu bauen, symbolisieren, sollten einen besonderen Stellenwert haben. Bücher über Judentum, seine Lebensanschauung, Gesetze, Lehren sind traditionelle Geschenke zwischen Brautleuten. Das Schenken einer Zedakabüchse symbolisiert die Wohltätigkeit, die in dem neuen Haus von Bedeutung sein soll.
Der Tradition nach erhält der Bräutigam von der Braut oder deren Familie einen Tallit (Gebetsschal). Der Bräutigam schenkt der Braut Kerzenleuchter, mit denen die zukünftige Ehefrau jeden Freitagabend ihr Haus erleuchten lässt.
Diskutieren Sie mit