Die folgende Sicha stammt aus den Ergänzungen von Bd. II, S. 617.
XI. Die Parascha spricht von „An den Ort, den der Ewige, euer G-tt, erwählen wird, um dort Seinen Namen wohnen zu lassen, dorthin sollt ihr alles bringen, was Ich euch gebiete ...“1 Raschi erklärt, dass sich dies auf Jeruschalajim bezieht.
R. Chajim von Friedberg, ein Bruder von R. Jehuda Löw (Maharal) von Prag, stellt in seinem Sefer haChajim2 fest, dass die Tora Jeruschalajim nie explizit erwähnt, sondern nur andeutungsweise, als „der Ort, den der Ewige erwählen wird.“ Der Grund dafür ist, so sagt er, dass „an jedem Ort Meinem Namen Opfer dargebracht werden“3 und nicht unbedingt im [physischen] Jerusalem. Jeder Ort, an dem ein Jude zu G-tt betet, gehört zu dem „Ort, den der Ewige erwählt hat.“ Das ist auch der Grund, warum wir uns im Gebet dem Land Israel zuwenden müssen, und diejenigen, die dort sind, sollen sich Jeruschalajim zuwenden, dem Ort des Heiligtums, dem „Allerheiligsten“, der Heiligen Lade.4 Der Aspekt Jeruschalajims ist also überall, sogar an Orten, die physisch außerhalb der Grenzen des Heiligen Landes liegen.
In diesem Zusammenhang erklärt er auch die Aussage „Wer in Chuz laArez (außerhalb des Landes Israel) wohnt, ist wie jemand, der keinen G-tt hat“:5 Dies bezieht sich speziell auf jemanden, der dort wohnt, d. h. jemand, der beschlossen hat, sich dauerhaft in Chuz laArez niederzulassen und überhaupt nicht an die eventuelle Erlösung denkt. Wenn man jedoch an Maschiach und das Heilige Land denkt, auch wenn man anderswo wohnt, und sich während des Gebets dem Land Israel zuwendet, dann ist jeder Ort, an dem man sich befindet, einer, den „G-tt erwählt hat.“
XII. Manche Menschen lassen sich durch Zitate des Ausspruchs „Wer in Chuz laArez wohnt ...“ in die Irre führen. Sie nehmen es wörtlich, und doch auf eine grobe Art und Weise, bis zu dem Punkt, dass sie in eine Situation geführt werden, die den Regeln der Tora zuwiderläuft.
Rambam erörtert in Hilchot De-ot den Fall, dass eine Person die Wahl hat, an zwei Orten zu leben: der eine ist besiedelt, wie eine Stadt, aber seine Atmosphäre kann ihn von der jüdischen Lebensweise abbringen, und der andere ist eine abgelegene Gegend, wie eine Wüste. Der Rambam schreibt vor, dass man eher den abgelegenen Ort wählen sollte, als sich der Gefahr negativer Einflüsse auszusetzen. Und wenn man bereits in einem bevölkerten Gebiet der Unmoral lebt, muss man es sogar verlassen, um in eine Wüste zu ziehen.6
Man beachte, dass der Rambam von dem Entweichen in eine Wüste spricht. Umso mehr darf man sich nicht von vornherein einen Ort aussuchen, an dem man, G-tt bewahre, in die Irre geführt werden könnte.
Was das Argument betrifft, dass die Gemara vorschreibt: „Wer in Chuz laArez lebt ...“, so bezieht sich dies, wie gesagt, speziell auf jemanden, der sich dort dauerhaft niederlässt. Anders verhält es sich jedoch, wenn man auf den Maschiach wartet. Den Maschiach zu erwarten bedeutet, dass man bei seinem Kommen bereit ist, seine Vorstellung von „Milch und Honig“ (das Schlaraffenland) der übrigen Welt sofort aufzugeben, weil man die Wirklichkeit von „Die Erde wird voll von der Erkenntnis des Ewigen sein, wie das Wasser das Meer bedeckt“7 erstrebt und vorzieht. Mit dieser Geisteshaltung befindet man sich an dem „von dem Ewigen auserwählten Ort“ auch in Chuz laArez, denn auch dort gibt es den geistlichen Dienst des Darbringens „deiner Olot (Brandopfer) und deiner Schelamim (Friedensopfer)“8 – d. h., deine Aufstiege und deine Vollkommenheiten9 – auf dem Altar darzubringen.
Das ist die Lehre, die wir aus dieser Parascha ziehen müssen: „Jeder Ort, an dem Ich Meinen Namen erwähnen lasse“10, ist „das Land Israel“, und jeder Jude hat die Fähigkeit, dies zu manifestieren. Dies ist das Konzept des „individuellen Maschiach“, das auch zum Kommen des allumfassenden Maschiach führt,11 so dass alle Juden zusammen mit unserem gerechten Maschiach in das physische Land Israel aufsteigen werden.
XIII. Manche meinen, dass die gegenwärtigen Diskussionen über den Maschiach abstrakt und theoretisch sind, in der Kategorie dessen, was die Gemara „Hilchata liMeschicha – Gesetze, die nur in den Tagen von Maschiach relevant sind“, nennt.12 Man muss sich darüber im Klaren sein, dass dies nicht der Fall ist, wie sogar aus Nigle, dem exoterischen Teil der Tora, klar ersichtlich ist:
Es gibt eine Meinung, die besagt, dass es einem Kohen (Priester) auch heute noch verboten ist, ein Rewi-it Wein zu trinken;13 denn das Bet haMikdasch wird sehr schnell wieder aufgebaut werden, und Trunkenheit disqualifiziert vom Dienst dort. Es gibt zwei Möglichkeiten, diesen Rausch durch [ein Rewi-it von] Wein abzutragen: (a) ein kurzer Schlaf; oder (b) die Zeit, die man braucht, um eine Mil zu gehen.14
Die Zeit, die man braucht, um eine Mil zu gehen, beträgt 18 Minuten oder, nach anderen Angaben, höchstens 24 Minuten.15 Daraus folgt, dass der Maschiach in einer sehr kurzen Zeit, höchstens 23 Minuten und 59 Sekunden, mit einem vollendeten Bet haMikdasch kommen kann, was eine sofortige Bereitschaft für den Dienst im Bet haMikdasch erfordert!
(Adaptiert aus einer Sicha gehalten am 20. Menachem Aw 5715)
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