Die folgende Sicha stammt aus den Ergänzungen von Bd. II, S. 623, ab Bet.
II. Ich möchte einige Worte sagen, mit der Bitte, dass sie von allen auf jede mögliche Weise bekannt gemacht werden. Nach dem Schabbat sollte dies auch mit Mitteln geschehen, die am Schabbat nicht verwendet werden können. Veröffentlicht es in meinem Namen oder ohne meinen Namen,1 je nachdem, was wirksamer ist; das Ziel ist, dass der Inhalt angenommen und wirksam wird.
III. Der Begriff Elul ist eine Abkürzung2 für „Ina Lejado Wesamti Lecha – [G-tt] ließ es ihm geschehen, und ich werde dir einen Ort einrichten ...“3
Diese Worte erscheinen im Zusammenhang mit einer Person, die einen anderen unabsichtlich getötet hat. Die Tora, die eine „Tora des Lebens“4 ist, besagt, dass ein Ort zur Verfügung gestellt werden soll – „Zufluchtsstädte“ –, in die der Mörder fliehen kann. So braucht er nicht zu befürchten, dass der Bluträcher ihn töten könnte, wie in Paraschat Massej ausführlich erklärt wird.5
Die Worte, die das Akronym „Elul“ bilden, stammen nicht vom Anfang des Verses, der beschreibt, was diese Person getan hat. Sie beziehen sich auf das Verdienst des Menschen („Er ließ es ihm geschehen“) und seine Korrektur durch die Zufluchtsstädte („Ich werde dir einen Ort einrichten ...“)
Zufluchtsstädte wurden überall dort eingerichtet, wo sich Juden aufhielten: in der Wüste,6 im Land Israel [Westufer des Jordan] und am Ostufer des Jordan, das außerhalb des eigentlichen Landes Israel liegt.7
IV. Die Zufluchtsstädte konnten den Körper (das physische Leben) desjenigen retten, der unabsichtlich getötet hatte.
Bleibt die Frage: Was ist mit der Heilung seiner Seele? Schließlich hat diese Person eine schwere Sünde begangen. Sicherlich hat er dies unabsichtlich getan, aber auch unabsichtlich begangene Sünden sind mit einer Strafe belegt und bedürfen der Sühne.8
Warum sind unabsichtliche Sünden überhaupt strafbar?
Der Grund liegt in einer anderen Frage: Wie ist es möglich, dass ein Jude eine unbeabsichtigte Sünde begeht?9 Nicht nur die Neschama (Seele), sondern auch der Körper eines Juden muss von Natur aus solche Sünden meiden, so wie man sich nicht vorstellen kann, dass jemand versehentlich in ein Feuer springt.10 Gerade deshalb gilt: „Unrecht wird den Gerechten nicht treffen.“11
Wenn solche Dinge dennoch geschehen, dann deshalb, weil die „tierische Seele“, die sich von Noga12 ableitet, die Oberhand gewinnt:13 Das „Tier“ in ihm überwältigt seinen Aspekt von Adam14 und stumpft die Empfindlichkeit und Sensibilität des Aspekts von Adam und der G-ttlichen Seele ab. So wird der Mensch dazu verleitet, Dinge zu tun, die das „Tier“ ansprechen.15
Indem er die Vorherrschaft der „tierischen Seele“ zulässt und sie meist noch durch unangemessenes Verhalten unterstützt,16 verdient der Mensch daher eine Strafe und bedarf der Sühne.
Die Zufluchtsstädte bewirken auch diese Sühne. Denn die Zufluchtsstädte implizieren Galut (Exil), und „Galut bewirkt Sühne.“17
V. Die Zufluchtsstädte haben noch eine weitere Wirkung: Sie helfen auch demjenigen, der vorsätzlich einen Mord begangen hat, denn unsere Weisen sagten, dass sowohl derjenige, der unbeabsichtigt, als auch derjenige, der vorsätzlich getötet hat, sich zunächst in eine Zufluchtsstadt begeben muss.18 Dort findet er vorübergehend Schutz vor dem Bluträcher. Erst danach wird das Gericht (Abgesandte) zu ihm schicken und ihn von dort holen, um ihn vor Gericht zu stellen. Vom Gericht selbst heißt es: „Die Versammlung soll richten“19, aber auch: „Die Versammlung soll retten.“20 Denn ein Gericht, das in sieben Jahren einen Menschen zum Tode verurteilt, wird als „zerstörerisch“ bezeichnet.21
Der Angeklagte ist bis zur Verkündung des Urteils in Sicherheit und kann immer noch Umkehr tun.22
VI. In diesem Zusammenhang gibt es ein langes Responsum in Noda biJehuda,23 das erklärt, warum die Teschuwa eine Person nicht vor den Strafen eines irdischen Gerichts bewahrt: Die Teschuwa findet im Wesentlichen im Herzen statt,24 und ein Richter kann sich nur nach den ihm vorliegenden empirischen Beweisen richten.25 Die Teschuwa im Herzen kann daher die Verurteilung durch ein (menschliches) Gericht nicht aufheben, und deshalb werden die vorgeschriebenen Strafen vollstreckt.
Seit der Zeit des Churban jedoch, tatsächlich sogar seit 40 Jahren davor, haben sie aufgehört, Strafsachen zu richten, die mit dem Tode bedroht waren.26 Es bleibt nur noch das „Urteil der vier Arten der Todesstrafe“, das von Oben verhängt wird.27 Dafür ist die Teschuwa wirksam, wie unsere Weisen sagten: „Wenn ein Mensch eine Sünde begangen hat und sich vor G-tt des Todes schuldig gemacht hat, was soll er tun und und wie soll er leben? Wenn er es gewohnt war, eine Buchseite zu studieren, sollte er zwei studieren ...“28
VII. Dies ist also das Konzept des Monats Elul:
Elul ist ein Akronym für „Ina Lejado Wesamti Lecha.“ Elul ist eine Zufluchtsstadt für die Taten des ganzen Jahres.
Das bedeutet, dass im Monat Elul Rechenschaft über alle unrechten Taten des Jahres abgelegt werden muss. Wenn man, G-tt bewahre, gesündigt, den Weg – „den Weg des Ewigen“29 – verunreinigt und übertreten hat, wird man durch jede Sünde zum Mörder – „Er vergießt das Blut von Adam (des Menschen) in den Menschen“:30 „Er vergießt das Blut von Adam“ – des „Adam der Heiligkeit“; und nimmt das „Blut“ und die Lebenskraft aus seiner G-ttlichen Seele weg und überführt beides „in den Menschen“ – den „Adam Belija-al – den bösen Menschen“, was sich auf den Jezer haRa bezieht.31 Auf diese Weise vergießt er unbeabsichtigt oder absichtlich das Blut des Menschen.“32
Der Monat Elul steht jedoch für die Städte der Zuflucht. Das bedeutet, dass man sich im Monat Elul ins Exil begeben muss: Man muss sich von seinem Ego und seiner Selbstüberschätzung losreißen33 und „dein Land, deinen Geburtsort und das Haus deines Vaters“34 verlassen, d. h. seine Wünsche,35 seine Gewohnheiten36 und die Schlussfolgerungen seines Intellekts, seines Denkens und seines Verstandes.37 Man muss „dorthin fliehen“38, d. h., „dort soll seine Wohnung sein“39, was soviel bedeutet wie „sich dort niederlassen“, um sein Leben in Übereinstimmung mit der neuen Ordnung der persönlichen Bestandsaufnahme und der Teschuwa neu zu ordnen. Dann bewirkt Galut in der Tat Sühne.
Die Sühne wird nicht nur für die unbeabsichtigten, sondern auch für die bewussten Übertretungen gelten, denn, wie gesagt, ist die Teschuwa jetzt sogar für das „Vergießen von Menschenblut in den Menschen“ wirksam.
Es mag sein, dass man noch nicht in der Lage ist, die Stufe der „Teschuwa aus Liebe“ zu erreichen, die bewirkt, dass „vorsätzliche Sünden in wahre Verdienste umgewandelt werden.“40 Nichtsdestotrotz befindet man sich zumindest in einem Zustand der „Teschuwa aus Furcht.“ Es kann die Furcht vor Strafe sein, die Furcht vor dem Gericht oder die Furcht vor den Tagen der Ehrfurcht – d. h. dem „Ani Ledodi Wedodi Li – Ich gehöre meinem Geliebten, und mein Geliebter ist mein“41 – deren Anfangsbuchstaben das Akronym Elul bilden.42 Denn „drei Knoten sind miteinander verflochten: Israel mit der Tora und die Tora mit dem Heiligen, gesegnet sei Er,“43 und Sünde bedeutet, dass „eure Missetaten euch von eurem G-tt trennen:“44 Indem man sündigt, reißt man sich von der G-ttlichen Essenz, gesegnet sei Er, los.45 Die Betrachtung dieser Tatsache und ihrer Auswirkungen führt zu „Teschuwa aus Furcht“, die bewirkt, dass „vorsätzliche Sünden in unbeabsichtigte Sünden umgewandelt werden“46, und „Galut sühnt.“
VIII. Es gibt hier keine Aufforderung, sich selbst zu kasteien und zu fasten, genauso wenig wie die Zufluchtsstädte die Notwendigkeit von Qualen implizieren. Die Zufluchtsstädte implizieren einfach Galut, und Galut an sich sühnt. Derjenige, der in die Zufluchtsstädte geflohen ist, wird in der Tat mit allen Bedürfnissen versorgt, an die er in seinem eigenen Haus gewöhnt war: „‚Er soll in eine dieser Städte fliehen und dort leben‘47, d. h., mit allem versorgt werden, was er zum Leben braucht.“48 Deshalb heißt es im Gesetz: „Wenn ein Schüler ins Exil geschickt wird, wird sein Meister mit ihm ins Exil geschickt.“49 Der Schüler ist nur ein Untergebener seines Meisters, dennoch wird sein Meister mit ihm ins Exil geschickt. Der qualitative Unterschied zwischen ihnen wird außer Acht gelassen, um den Schüler mit allem zu versorgen, was er zum Leben braucht.50 Der Meister wird ihm also helfen, ein Gefühl von Teschuwa zu erlangen, ein Gefühl von „Ihr, die ihr dem Ewigen, eurem G-tt, anhangt, seid heute alle am Leben“51 – „heute noch, wenn ihr auf Seine Stimme hört!“52
IX. Die Handlung „er soll dorthin fliehen“, d. h. in den Monat Elul, in die Agenda von Elul, wird ihn auch vor dem Bluträcher retten. Dieser ist auch der Satan, der derselbe ist wie der Jezer haRa, der zur Sünde verführt, und derjenige ist, der dann [den Sünder] anprangert, und der auch identisch ist mit dem Engel des Todes53 – dem „Bluträcher“, der sich rächen will.
Satan ist der Bluträcher, der behauptet, dass dieser Mensch ein Mörder ist, der seine G-ttliche Seele getötet hat – „Er hat das Blut des ‚Adam der Heiligkeit‘ in den Adam des Unrechts vergossen.“ Die einzige Möglichkeit, diese Anklage abzuwenden, besteht darin, dass „die [dafür bestimmten] Städte dir als Zuflucht vor dem Rächer dienen, so dass der Mörder nicht stirbt, bis er im Gerichtsprozess vor der Versammlung stehen kann.“54 Er mag bestimmte Dinge absichtlich getan haben, doch kann er sich davon durch Teschuwa vor dem Gerichtsprozess und dem Urteil von Rosch haSchana befreien.
X. Das Folgende muss also bekannt gemacht werden:
G-tt wendet sich an das jüdische Volk:
„Ich gebe euch 29-30 Tage.55 Wenn ihr euch während dieser Tage von eurem unkorrekten Verhalten und euren Gewohnheiten, die ihr bis jetzt praktiziert habt, losreißen werdet – ihr werdet ‚dorthin fliehen‘, d. h. in die Ordnung und die Agenda von Elul, bis zu dem Punkt, dass ihr euch dort niederlasst – dann werdet ihr in der Lage sein, alle Unkorrektheiten, die bis jetzt aufgetreten sind, zu berichtigen und zu korrigieren. So wird dies zu einer Zuflucht vor dem Bluträcher, vor allen Arten von Denunziationen.
Durch die Teschuwa – zuerst die Teschuwa aus Furcht, die eine Umwandlung in den Status von unbeabsichtigten Handlungen bewirkt, und dann die Teschuwa aus Liebe, die eine Umwandlung in wahre Verdienste bewirkt – werdet Ihr unverzüglich in das Buch der Gerechten56 für ein gutes und süßes Jahr eingeschrieben und besiegelt werden!“
(Adaptiert aus einer Sicha gehalten am Schabbat Paraschat Ekew 5711)
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