Die folgende Sicha stammt aus den Ergänzungen von Bd. II, S. 622.

I. Der besondere Charakter des Monats Elul wird in Likkutej Tora1 wie folgt erklärt:

Die „Dreizehn Attribute der Barmherzigkeit“2 leuchten im Elul auf.3 Dennoch sind die Tage des Elul normale Wochentage, anders als Rosch haSchana und Jom Kippur, denn Elul ist eine Zeit, die mit einem König vergleichbar ist, der auf dem Lande gesehen und empfangen wird.

Bevor der König die Stadt, seine königliche Residenz und seinen Palast betritt, durchquert er zunächst das Land. In dieser Zeit gehen die Menschen aus der Stadt aufs Land, um ihn zu begrüßen, und der König empfängt sie mit einem freundlichen Antlitz und sieht alle wohlwollend an. Jeder kann sich ihm nähern und Bitten vorbringen.

Wenn der König in seinem königlichen Palast ist, können nur einige wenige zu ihm kommen. Selbst diese können das Gemach des Königs nicht frei betreten. Sie müssen erst verschiedene Tore passieren, von denen jedes seine eigenen Wachen hat. An jeder Pforte wird der Ausweis kontrolliert, um festzustellen, ob die betreffende Person zum Eintritt berechtigt ist. Auf dem Land hingegen kann sich jeder an den König wenden und seine Anliegen vorbringen.

So ist es auch mit dem Monat Elul: Es ist, als wäre der König auf dem Lande. Deshalb sind die Tage des Elul reguläre Wochentage, an denen es erlaubt ist, alle 39 Arten von Arbeit zu verrichten, die mit den Wochentagen zusammenhängen.4 Jeder kann sich an den König wenden und seine Bitten vorbringen, unabhängig von seinem individuellen Zustand in Bezug auf weltliche Angelegenheiten.

In Elul rezitieren wir daher den Psalm5 „Der Ewige ist mein Licht und meine Rettung“6 und blasen das Schofar,7 das einen einfachen Klang erzeugt, der die „Einfachheit“8 der Seele mit der „Einfachheit“ der G-ttlichen Essenz verbindet.9 Dies gilt für jeden Juden, unabhängig von seinem Zustand.

Elul verlangt jedoch, dass man seinen eigenen Platz verlässt, um den König zu begrüßen. Im Sinne der Awoda bedeutet dies, aus seinen persönlichen Dingen, seinen Normen und Gewohnheiten herauszutreten, um den König willkommen zu heißen. Es bedeutet eine allgemeine Vorbereitung, einen allgemeinen Sinn dafür, das Joch des Himmelreichs zu akzeptieren.

Dieser allgemeine Aspekt reicht aus, um Zugang zum König zu erhalten und alle Bitten vorzubringen, damit ein gutes und süßes Jahr folgen wird.

Der Rebbe, mein Schwiegervater, zitiert in einem seiner Briefe zum Monat Elul eine Lehre des Baal Schem Tow, die vom Alten Rebben zitiert wird. Der Brief ist bereits veröffentlicht,10 daher erwähne ich nur die Quintessenz:

„Denn Lule (hätten wir nicht) so lange verweilt, dann wären wir jetzt schon zweimal zurückgekehrt.“11 Die Buchstaben von Lule [in umgedrehter Reihenfolge] bilden das Wort Elul. „Wir wären schon zweimal zurückgekehrt“ bezieht sich auf die beiden Arten der allgemeinen und der besonderen Teschuwa.12

Möge G-tt uns gewähren, dass wir das „Wir wären schon zweimal zurückgekehrt“ erreichen, beide Arten von Teschuwa, sowie die allgemeine Vorbereitung und die allgemeine Annahme des Jochs des Himmels, die die Awoda von Elul ausmachen. So wird es uns gelingen, alle Bitten zu erfüllen: ein gutes und süßes Jahr in allem, mit Fülle an „Kinder, Leben und Unterhalt.“13

(Adaptiert aus einer Sicha gehalten am Schabbat Paraschat Re-eh 5716)