Chanukka ist ein Fest voller Botschaften, insbesondere tragen die Lichter von Chanukka große Lehrweisungen in sich. Ein chassidisches Sprichwort lautet: „Lausche der Geschichte, welche die Chanukkalichter erzählen.“1 Außerdem können wir von den Chanukka-Vorschriften an sich, wie sie im jüdischen Gesetzeskodex formuliert werden, vieles lernen. Dort heißt es: „Die Kerze von Chanukka stellt man am Eingang nahe zur Straße usw.“2 Analysieren wir diesen Satz:

„Kerze“ – Sie ist, wie jeder andere Brennstoff, materialistisch. Doch wenn man sie entzündet, leuchtet sie. Licht steht für Spiritualität. So kann auch der Mensch (Materie) leuchten (Thora und Mitzwot).

Nicht nur zu Chanukka

„Chanukka“ – bedeutet Einweihung (Neubeginn) und Erziehung.3 Denn die Mitzwa von Chanukka erzieht uns zu einem neuen Weg im G-ttesdienst, nämlich „immer eine Kerze hinzu zu fügen“ – Thora und Mitzwot zu mehren.

„Stellt man“ – diese Wörter drücken Standfestigkeit und Stabilität aus, auch im Sinne von Regelmäßigkeit. Die Lehren aus der Mitzwa von Chanukka beschränken sich nicht etwa auf das Chanukka-Fest, oder sind nur per Gelegenheit zu befolgen, sondern sollen zum Alltag gehören.

Licht für alle

„Am Eingang nahe zur Straße“ – Man muss sich ständig die große Regel der Thora vor Augen halten: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst4 und das wärmende Licht der Thora dem Nächsten weitergeben, auch wenn dieser sich auf der „Straße“ befindet – außerhalb seines Judentums. Es ist nicht genug, dass bei dir Zuhause das Judentum lebendig ist, sondern auch um diejenigen auf der Straße musst du dich kümmern.

Im jüdischen Gesetzeskodex wird noch ein weiterer, wichtiger Punkt angeführt: „Wer in einem Obergeschoss wohnt, stellt die Chanukkakerze zum Fenster, das zur Straße schaut.“5

Die „Bewohner des Obergeschosses“ sind jene Zadikim, die ihr ganzes Leben der Thora widmen. Die Mitzwa von Chanukka lehrt uns, dass auch diese abgeschirmten Zadikim mit den „Juden auf der Straße“ zu tun haben müssen. Auch wenn ihre Hauptbeschäftigung das Studieren der Thora ist, müssen auch sie ein „Fenster zur Straße“ haben.

Jeder ist vorzüglich

Weiters richtet sich das jüdische Gesetz nach den Anweisungen von Bet Hillel, welche bezüglich der Mitzwa von Chanukka festlegen, dass man an jedem Tag eine weitere Kerze hinzufügt (und nicht wie Bet Schamai, denen zufolge man am ersten Tag mit acht Kerzen beginnt und an jedem folgenden Tag eine Kerze weniger zündet). An jedem Tag fügt man Licht hinzu, mehr als am Tag zuvor.

Das ist zwar eine große Herausforderung, doch bekanntlich fordert G-tt von seinen Geschöpfen nicht mehr, als was in ihren Möglichkeiten liegt. Jeder kann also diese Lehrweisung von Bet Hillel auf nur die beste Weise meistern!

Gerade in den letzten Generationen hat diese besondere Lehrweisung von Bet Hillel neuen Aufschwung bekommen. Es wurde zu einem „Standard-Brauch“, dass jeder im Haus seine eigene Chanukka-Kerzen zündet und sogar jeden Tag eine Kerze hinzufügt. Zur Zeit des Talmuds galt noch das Erfüllen der Mitzwa von Chanukka auf diese Weise als „vorzüglichste Mitzwa“ und heutzutage erfüllt sogar jedes Kind diese Mitzwa auf diese Weise!

Daraus sehen wir, dass in unserer Zeit jeder Jude die Möglichkeit hat, alle Mitzwot auf ihrem höchsten Niveau – auf vorzüglichste Weise – zu erfüllen, denn jede Mitzwa ist ein Lichtfunke. So auch hat er die Kraft, seinem Umfeld nicht nur eine kleine, sondern sogar eine gewaltige Leuchte zu sein. Jeder kann positiven Einfluss auf seine Mitmenschen üben und sie durch Mitzwot stärken. Auf diese Weise wird schließlich der Maschiach kommen.

(Likutej Sichot, Band 20, Seite 632)