Mit dem Chanukka-Fest beginnt die Saison der Krapfen und anderer Leckereien. Für jeden sind sie ein Festschmaus, und wenn sich jemand das ganze Jahr an keinen Krapfen vergriffen hat, so sind sie zu Chanukka ein absolutes Muss. Aber woher stammt dieser schon uralte Brauch?

Nun lassen Sie uns eine Reise in die Vergangenheit machen, über zweitausend Jahre zurück, als die Griechen das Heilige Land besetzten und das jüdische Volk unterdrückten. Sie drangen in den Heiligen Tempel ein und schändeten ihn, indem sie dort ihre Götzen aufstellten. So verunreinigten sie auch das reine Öl, mit dem man die goldene Menora (den siebenarmigen Leuchter) zündete. Aber dem jüdischen Volk wurden viele Wunder getan, und nach dem Sieg über die Griechen fand man ein kleines Fläschchen Öl, versiegelt und unterzeichnet von dem Hohen Priester. Mit diesem reinen Öl leuchtete die Menora ganze acht Tage, obwohl das Öl nur für einen Tag reichen sollte. Dieses Wunders gedenken wir durch das Verzehren von Krapfen und anderer Speisen, die in Öl zubereitet wurden.

Aber jeder weiß, dass Chanukka eigentlich vor allem durch das acht Tage lange Lichterzünden ausgedrückt wird. Mit dem Feiern des Chanukka-Festes gedenken und danken wir G-tt für die Wunder, die Er uns getan.

Die Menora des 21. Jahrhunderts

Das Lichterzünden der Chanukkia von heute, wie oben erwähnt, hat also seinen Ursprung im Zünden der Menora im Tempel. Und dennoch gibt es auffallende Unterschiede zwischen diesem und jenem Zünden: Im Tempel zündete man immer dieselbe Anzahl von Lichtern, während zu Chanukka jede Nacht ein Licht hinzugefügt wird. Die Menora entzündete man innerhalb des Tempels; die Mitzwa zu Chanukka aber ist es „die Lichter draußen, beim Eingang des Hauses zu zünden“. Die Menora im Tempel wurde bei Tag gezündet, während man die Chanukka-Lichter ausgerechnet mit Nachteinbruch zündet.

Anhand der drei oben genannten Punkte können wir sehen, dass das Motto von Chanukka also „die Erhellung der Finsternis mit Licht“ ist. Wir zünden nicht jeden Tag dieselbe Anzahl von Lichtern, wie im Tempel, sondern mit jedem Tag fügen wir Licht hinzu; am ersten Tag eines, am zweiten Tag zwei usw.! An jedem Tag verstärken und vergrößern wir die Helligkeit, bis wir sogar das Licht der Menora übersteigen!

Und an diesem symbolischen Punkt, an dem nach acht Lichtern Chanukka endet, vermitteln uns diese Tage die unaufhörliche Botschaft: Niemals sollst du stehen bleiben; niemals sollst du dich mit dem bis jetzt Erlangten zufrieden geben – immer liegt es an dir „Licht“ hinzuzufügen! Mit jeder Verstärkung auf der „dunklen“ Seite sollst du mit Schritten auf der guten Seite voranschreiten, bis das Licht die Finsternis vollkommen verdrängt hat! Das Judentum lehrt, dass die Thora und ihre Mitzwot dieses Licht ausstrahlen!

Der Kampf gegen die Dunkelheit

Nun verstehen wir auch den Grund für einen weiteren Unterschied zwischen den Lichtern der Menora und Chanukka: die Menora wurde im Tempel gezündet, zu Chanukka aber zünden wir die Lichter außerhalb, am Eingang des Hauses. Denn wenn „spirituelle Dunkelheit die Erde bedeckt“, darf man es nicht bei dem Licht im Haus (wie der Menora im Tempel) belassen, sondern auch das Draußen muss erleuchtet werden, was auch erklärt, warum man die Chanukka-Lichter bei Nachteinbruch zündet, denn gerade bei Nacht sind die acht Lichter von Chanukka nötig.

Die Tage von Chanukka lehren uns, dass das jüdische Volk heute wie damals seine Existenz und Identität bewahren kann. Zwar wüten die Assimilation und ein großes Maß an Gleichgültigkeit gegenüber jüdischen Werten, doch in der bedrohlichen Dunkelheit verleiht uns G-tt die Kraft „acht Lichter zu zünden, mehr als die sieben, sie außerhalb des Hauses aufzustellen und nicht innerhalb“. Schließlich werden wir so unsere Aufgabe meistern das „Licht des Guten“ zu verstärken und zu verbreiten, bis zum vollkommenen „Licht“ zur endgültigen Erlösung!

(Likutej Sichot, Band 3, Seite 789)