Im vorhergehenden Kapitel haben wir den Fluss G-ttlicher kreativer Energie durch die vier Welten des Atzilut, Beria, Yetzira und Assiya besprochen. Wir haben auch besprochen, dass in Beria Seelen und Engel manifest werden. Der obere Garten Eden ist in Beria, der untere Garten Eden ist in Yetzira. In diesem Kapitel werden wir uns auf den Fluss der G-ttlichen schöpferischen Kräfte in die Welt der Assiya (Tat) konzentrieren.

Wie oben erklärt sind die himmlischen Sefirot (G-ttlichen Erscheinungsformen) in der Welt des Atzilut (Ausflusses) manifest. Darunter befindet sich Beria, die Welt des Kisei HaKawod (Glorreichen Thrones). Die Welt der Beria (Schöpfung) ermöglicht es den Sefirot (G-ttlichen Erscheinungsformen), mit den niederen Welten zu interagieren. Zwischen den Welten von Beria und Assiya ist die Welt der Yetzira (Formation), die Welt der Engel.

Folgendes soll hier angemerkt werden: Obwohl es auch in den Welten der Beria und der Assiya Engel gibt, assoziieren die Kabbalisten die Engel wegen ihrer emotionalen Intensität vornehmlich mit der Welt der Yetzira.

Die Kabbalisten assoziieren die drei Welten von Beria, Yetzira und Assiya mit den drei menschlichen Fähigkeiten der Gedanken, Sprache und Tat. So wie diese drei Fähigkeiten als Gewänder der Seele fungieren, so fungieren die Welten der Beria, Yetzira und Assiya als Gewänder für die Sefirot von Atzilut. Yetzira ist die Welt der Sprache. Im Talmud steht geschrieben: „Jedes Wort von G-tt erschafft einen Engel“ (Talmud Chagiga 14a).

Wenn wir über G-ttes Wort sprechen, dann meinen wir damit Seine Interaktion mit der niederen Welt. Wir beschreiben auch die Engel als Leitung oder Kanal für G-ttlichen Kräftefluss. Tatsächlich gibt es verschiedene Arten von Engeln. Einige werden tagtäglich erschaffen. Andere existieren permanent und haben bestimmte Namen, wie Michael und Gabriel. Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, an welchem Tag der Schöpfung die Engel erschaffen wurden. Einige sind der Auffassung, dass es am zweiten Tag erfolgte. Andere wiederum glauben, dass sie seit dem fünften Tag existieren. Da alle Auffassungen als gültig erachtet werden, können wir sagen, dass verschiedene Engelgruppen an verschiedenen Tagen erschaffen wurden.

Während die G-ttliche Energie in die Welt der Assiya hinunter fließt, wird sie durch die Sterne und die Konstellationen gebrochen. G-ttes Vorsehung vollzieht sich durch die Engel, aber diese Engel erfüllen ihre Aufgaben durch Sterne und Planeten. Wir könnten so gesehen von den Engeln als den Seelen der Sterne sprechen. In einigen Quellen wird darüber berichtet, dass Sterne Verstand haben. In den Kommentaren wird jedoch angemerkt, dass dies tatsächlich auf die Engel zutrifft, die mit den Sternen verbunden sind. Im Sohar steht geschrieben, dass jeder Stern im Weltall einen Namen besitzt. Die Midrasch führt an, dass die Namen der Sterne den Namen der verschiedenen Engel entsprechen. Wir sehen hier, dass der G-ttliche Einfluss durch die Engel über die Sterne zur Erde gelangt. Im Midrasch und im Sohar steht geschrieben: „Es gibt keinen Grasshalm, der keine ‚Konstellation’ – Masal – über ihm stehen hat, der ihm befiehlt zu wachsen.“ Das bedeutet, dass jeder Grashalm – der als Beispiel für all die Einzelheiten der Schöpfung dient - seine geistige Quelle in den Masalot (Konstellationen) hat, die wiederum ihren Energiefluss von den Engeln erhalten.

Nur so können wir verstehen, warum die Menschen zur Zeit des Enosch begannen, die Sterne anzubeten. Obwohl die Gründer der Sternenanbetung etwas von G-tt gehört hatten, glaubten sie fälschlicherweise, dass G-tt über den Nichtigkeiten der Welt steht. Daher dachten sie, es sei besser, den untertänigen Sternen zu dienen, da sie mit der Schöpfung näher verbunden seien. Mit der Zeit wurden die Untertanen die Hauptdarsteller, und der Gedanke des Monotheismus war bis zur Zeit Abrahams verloren worden.

Es soll hier angemerkt werden, dass nur die sichtbaren Sterne in unserem Sonnensystem einen Einfluss auf uns ausüben können. Die entfernten Planeten wie Uranus, Neptun und Pluto, die man mit dem bloßen Auge nicht sehen kann, haben keinen bedeutsamen astrologischen Einfluß.

Die Planeten werden nun ihrer Entfernung von der Erde entsprechend aufgeführt: Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur, Mond. Der Saturn ist am weitesten von der Erde entfernt, der Mond aber ist ihr am nächsten. Im Buch Genesis steht, dass die Sterne und die Planeten am vierten Tag der Schöpfung erschaffen wurden. Wenn man von Sonntag aus zu zählen beginnt, dann wurden sie am Mittwoch erschaffen. In der biblischen Darstellung geht die Nacht immer dem Tag voraus. Daher wurden die Planeten am Abend des vierten Tages, d.h. am Dienstagabend, am Himmel angebracht. Sie wurden einzeln im Abstand von einer Stunde ihrer Entfernung von der Erde entsprechend angebracht. Daher wurde in der ersten Stunde (18:00 Uhr) Saturn positioniert. In der zweiten Stunde (19:00 Uhr) wurde Jupiter positioniert; Mars um 20:00 Uhr, die Sonne um 21:00 Uhr, Venus um 22:00 Uhr, Merkur um 23:00 Uhr und dann der Mond um 24:00 Uhr. Jeder Planet herrschte in der Stunde vor, in der er positioniert wurde. Nach den ersten sieben Stunden durchlief ihre Dominanz einen neuen Kreislauf mit den Planeten in derselben Reihenfolge. Dieser Siebenstundenzyklus setzt sich während der Woche fort und ist jede Woche gleich. Man stellt sofort fest, dass die erste Stunde jedes Abends von einem anderen Planeten beherrscht wird. Am Sonntag ist es Merkur, am Montag Jupiter, am Dienstag Venus, am Mittwoch Saturn, am Donnerstag die Sonne, am Freitag der Mond und am Samstag der Mars. Der Name jedes Tages ist mit dem Planeten assoziiert, der ihn in der ersten Stunden am Morgen beherrscht. Der Sonntag wird von der Sonne beherrscht, Montag (Mond-Tag) vom Mond, Dienstag (Mardi – Mars-Tag) vom Mars, Mittwoch (Mercredi – Merkur-Tag) vom Merkur, Donnerstag (Jeudi – Jupiter-Tag) vom Jupiter, Freitag (Vendredi – Venus-Tag) von der Venus und Samstag (Saturn-Tag) vom Saturn. Im Hebräischen wird Saturn Schabbatai nach dem Wort Schabbat genannt.

ASTROLOGIE

Zeit und Datum der Geburt sind eine der wichtigsten Faktoren in der Astrologie. Es steht im Talmud: „Es gibt einen Masal (planetarischen Einfluss) der Stunde“. Geburtszeit, -tag und -datum üben einen wichtigen Einfluß auf das Schicksal jedes Menschen aus. Es ist ein weitverbreiteter Brauch, der Familie zu einem frohen Anlass, wie z.B. der Geburt eines Kindes, „masel tow“ zu wünschen, womit man dem Wunsch Ausdruck verleiht, dass der planetarische Einfluß auf das Kind gut sein möge. Wir sind jedoch den Planeten nicht sklavisch ausgeliefert. So heißt es auch in der Tora: „Ihr sollt tadellos mit dem Herrn Eurem G-tt sein“ (Deuteronomius 18:13). Das bedeutet, dass je mehr wir unsere Beziehung mit der geistigen Dimension verbessern, um so mehr wird G-tt uns dabei helfen, den natürlichen Lauf der Dinge zu verändern.

Es soll hier verdeutlicht werden, dass das Konzept der Masalot (planetarischen Konstellationen) trotz des scheinbaren Einflußes der Sterne auf das menschliche Leben im Grunde genommen ein physikalisches Konzept ist. Es ist ein Kanal, durch den geistige Kräfte zur Erde fließen. Man kann im Gebet mit G-tt direkten Kontakt aufnehmen und so den Einfluss der Sterne vermeiden.

Es steht in der Tora geschrieben (Deuteronomius 18:10): „Ihr sollt niemand haben, der die Zeiten berechnet“. Im Talmud wird im Namen Rabbiner Akiwa’s erklärt, dass dieses Verbot sich auf jemanden bezieht, der günstige Zeiten berechnet. Das bedeutet, dass man sein tägliches Leben nicht von der Astrologie beherrschen lassen sollte. Astrologische Vorhersagen sind dem jüdischen Gesetz gemäss untersagt. Daher sollte man sein Verhalten nicht durch Horoskope beeinflussen lassen. Es ist aber erlaubt, astrologische Charakteranalysen durchzuführen.

Im Talmud wird verdeutlicht: „Ein Masal LeYisroel“, d.h. „es gibt kein Masal für das jüdische Volk“. Das bedeutet einfach, daß das ganze jüdische Volk als Einheit durch den Erhalt der Tora über die Masalot erhoben wurde.