Reb Berel von Tschenik war Chassid bei Rabbi Mordechai von Tschernobyl. Immer wenn der Rebbe Tschenik besuchte, wohnte er bei Reb Berel. Dieser war einer der angesehensten Bürger der Stadt, und sein einfach möbliertes Haus war groß und geräumig.
Eines Tages bereitete der Rebbe wieder einen Besuch vor. Diesmal verlangte er jedoch eine andere Unterkunft und weigerte sich, bei Reb Berel zu wohnen. Zudem verbot er Reb Berel, sich den Chassidim anzuschließen, die zu ihm kommen wollten. Der Rebbe wollte Reb Berel nicht nur keine Privataudienz gewähren, sondern er wollte ihn nicht einmal an seinem Tisch dulden. Er durfte auf keinen Fall vor dem Rebbe erscheinen, wenn er ihm nicht 2000 Rubel brachte – nur dann war der Rebbe bereit, ihn zu sehen.
Die Neuigkeit verbreitete sich rasch unter den Juden von Tschenik. Reb Berel war verzweifelt. Er und seine Familie weinten und benahmen sich, als wäre jemand gestorben, G-tt verhüte es. Welche schreckliche Sünde hatte er begangen, damit der Rebbe ihn so behandelte? Reb Berel musste das Geld beschaffen. Aber wie in aller Welt sollte er 2000 Rubel aufbringen? Selbst wenn er sein Haus und sein Feld verkaufte, wozu er durchaus bereit war, und von allen seinen Schuldnern Zahlung verlangte, bekäme er nur 800 Rubel zusammen, weniger als die Hälfte der benötigten Summe.
Der Tschernobyler Rebbe traf in Tschenik ein. Die ganze Stadt war aufgeregt und sonnte sich im Glanze des heiligen Zadiks. Nur Reb Berel blieb traurig allein in seinem Haus. Er bat die anderen Chassidim, beim Rebbe ein gutes Wort für ihn einzulegen. Aber der Rebbe wischte ihre Bitte vom Tisch. Nicht einmal auf eine Kopeke wollte er verzichten. Und kurz vor seiner Abreise verbot er Reb Berel, sich unter die Chassidim zu mischen, die ihn eskortierten. Alle begleiteten den Rebbe zum Stadtrand, nur Reb Berel blieb gehorsam zu Hause. Er war niedergeschlagen und verwirrt. Darum schüttete er G-tt in einem innigen und tränenreichen Gebet sein Herz aus und flehte ihn an, ihm den Reichtum zu gewähren, der ihm eine Versöhnung mit seinem Rebbe ermöglichen würde.
Bald darauf rückte ein Bataillon Soldaten ein und wurde bei den Bürgern einquartiert. Jede Familie musste so viele Soldaten unterbringen, wie sie konnte. Reb Berel wusste nicht, dass die Soldaten, die bei ihm wohnten, das Geld der Armee bewachten und transportierten. (Damals trug man eine Kiste mit Bargeld von Ort zu Ort, wenn die Truppe im Manöver war.) Mitten in der Nacht kam der Befehl abzurücken. Innerhalb weniger Minuten stand das ganze Bataillon auf der Straße. Die Männer, die Reb Berel beherbergt hatte, hatten es so eilig, dass sie vergaßen, die Geldkiste mitzunehmen. Erst mehrere Stunden später bemerkten sie ihr Versäumnis. Sofort wurden Soldaten zurück nach Tschenik geschickt, aber sie fanden Reb Berels Haus nicht und durchsuchten stattdessen die Nachbarhäuser. Mehrere Monate vergingen; dann entdeckte Reb Berel die Geldkiste und war erstaunt über den großen Reichtum. Er wusste, dass das Geld ein Geschenk des Himmels war. Sofort zählte er die 2000 Rubel ab und ging schnurstracks zum Rebbe nach Tschernobyl.
Jetzt erklärte ihm der Rebbe alles. „Der Himmel hat dir großen Reichtum gewährt. Doch um ihn zu erhalten, musstest du darum bitten. Da ich dich gut kenne und weiß, dass du sehr bescheiden bist, musste ich dich dazu bringen, um Reichtum zu bitten. Erst nach deinem innigen Gebet konnte der Segen zu dir herab kommen. Nun aber musst du in die große Stadt reisen und dort ein Geschäft gründen. G-tt wird dir großen Erfolg schenken.“ So wurde Reb Berel von Tschenik der Patriarch der reichen Familie Rappaport, deren Angehörige alle Anhänger des Tschernobyler Rebbe waren.
ב"ה
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