Es war Sommer, eine Zeit der Ruhe und Erholung. Rabbi Schalom Dow von Lubawitsch verbrachte einige Zeit bei seinem Sohn, Rabbi Josef Jitzchak, im angenehmen, kräftigenden Klima eines Dorfes. Die beiden machten lange Spaziergänge und freuten sich über die Schönheit von Haschems Welt.

Der Weizen auf den Feldern war goldgelb und reif. Die dicken Ähren schwankten sanft und verheißungsvoll in der leichten Briese. Es war schön zu leben.

Sie gingen stumm und tranken ab und zu einen Schluck. Plötzlich drehte sich der Vater zum Sohn um und sagte: “Schau, wie schön die Natur ist! Schau, Haschem hat einen Plan und einen Zweck für jeden einzelnen Weizenhalm, jeden Windhauch und jedes Grasblatt. Alles ist Teil seines Meisterplans der Schöpfung! Ist es nicht wunderbar, dass der erhabene und mächtige G-tt sich um jeden winzigen Fleck dieser Erde kümmert?”

Sie gingen weiter die Landstraße entlang, atmeten die frische Luft ein und waren in ihre Gedanken versunken. Bald kamen sie an einen Wald und schlenderten zwischen den Bäumen. Abwesend pflückte Rabbi Josef Jitzchak ein Blatt von einem Ast. Er hielt es in der Hand, riss nach und nach ein Stück von ihm ab und warf es fort.

Sein Vater beobachtete ihn und sagte: “Wie kannst du so etwas Gedankenloses tun? Weißt du nicht, dass selbst ein Blatt ein Teil der Schöpfung ist, dass es einen Zweck hat? Habe ich dir nicht soeben erzählt, dass Haschem das Schicksal selbst der winzigsten Dinge lenkt? Begreifst du nicht, dass auch ein Blatt ein Lebewesen ist, das atmet und wächst? Warum sollte das Ich eines Blattes sich vom Ich eines Menschen unterscheiden? Gewiss, du kannst denken und sprechen, und das Blatt ist nur eine Pflanze. Doch so wie du als Mensch eine Aufgabe auf dieser Welt hast, hat auch dieses Blatt einen Zweck auf dieser Welt!”