Rabbi Jisrael Salanter rastete einst auf einer Reise in einer Herberge. Der jüdische Besitzer war von dem würdevollen Mann mit dem langen Bart und den vornehmen Manieren sehr beeindruckt und fragte ihn noch vor der Begrüßung:

“Sie Ihr vielleicht ein Schochet? Ich habe ein Tier, das geschlachtet werden muss. Es ist für mich sehr schwierig, es in die Stadt und zurück zu bringen. Vielleicht könnt Ihr mich vor der langen Reise bewahren und es schlachten.”

Rabbi Jisrael setzte sich an den Tisch. Ein paar Minuten später fragte er den Gastwirt: “Würdest du mir einen Rubel borgen?”

“Ich würde Euch einen Rubel borgen — aber ich kenne Euch doch gar nicht”, entgegnete der Wirt. “Woher weiß ich, dass Ihr mir den Rubel zurückzahlt?”

Rabbi Jisraels Augen funkelten vor Entrüstung. “Du bist nicht bereit, mir wegen eines Rubels zu vertrauen, aber vorhin warst du bereit, mich ein Tier schlachten zu lassen, ohne mich begrüßt und nach meinem Namen gefragt zu haben, obwohl diese Mizwa der Torah so wichtig ist, dass nur Fachleute nach jahrelangem Studium und mit viel Erfahrung sie vollziehen dürfen!”