Awraham, Jizchak, Jaakow und Mosche standen vor G-tt und erfuhren, dass der erste Heilige Tempel zerstört werden sollte. Awraham rief: „Warum hast du mich auserwählt, diese Schande und Demütigung zu erfahren? Warum hast du meine Kinder ins Exil geschickt und bösen Räubern in die Hand gegeben, die sie auf schreckliche Weise töten? Du hast den Ort verwüstet, an dem ich meine Söhne opferte.“
G-tt erwiderte: „Sie haben gesündigt und gegen die ganze Tora und die Botschaft des gesamten Alefbet verstoßen.“
Awraham sagte: „Herr der Welt, wer kann bezeugen, dass sie gesündigt haben?“
„Die Tora möge kommen und zeugen“, befahl G-tt. Die Tora kam und wollte Zeugnis ablegen. Awraham sagte zu ihr: „Liebe Tochter, schämst du dich nicht vor meinen Kindern? Denke an den Tag, als wir dich empfingen. Hat G-tt dich nicht allen Völkern angeboten? Aber niemand wollte dich haben, bis meine Kinder dich am Berg Sinai hörten. Und heute, in ihrer Not, willst du gegen sie aussagen?“ Die Tora war zu beschämt, um sich zu äußern.
G-tt sagte: „Die 22 Buchstaben des Alefbet mögen erscheinen.“ Die Buchstaben kamen und wollten zeugen, das Alef zuerst. Doch Awraham sagte zu ihm: „Denke an den Tag, als G-tt den Menschen die Tora geben wollte und mit einem Alef begann: Anochi, „Ich“. Kein anderes Volk wollte dich haben, nur die Juden. Und jetzt willst du gegen sie zeugen?“
Das Alef wich beschämt zurück. Aber das Bet trat vor. Awraham sagte zu ihm: „Meine Tochter, denke daran, dass die Tora mit Bet anfängt: B’reischit, „Am Anfang“. Niemand außer den Juden wollte sie haben, und jetzt willst du gegen sie aussagen?“ Als die anderen Buchstaben das hörten, blieben sie alle stumm, und keiner wollte vortreten.
Da sagte Awraham zu G-tt: „In meinem hundertsten Lebensjahr hast du mir einen Sohn geschenkt. Als er 37 Jahre alt war, hast du mir befohlen, ihn zu opfern, und ich fesselte ihn. Erinnerst du dich nicht daran? Hast du kein Mitleid mit meinen Kindern?
Dann meldete sich Jizchak: „Als mein Vater mich auf deinen Befehl hin opfern wollte, ließ ich mich bereitwillig fesseln und streckte den Hals, um getötet zu werden. Hast du kein Mitleid mit meinem Volk um meinetwillen?“
Auch Jaakow wandte sich an G-tt: „Zwanzig Jahre arbeitete ich für Laban, damit ich ihn mit meinen Kindern und Frauen verlassen durfte. Dann traf ich meinen Bruder Eisaw, der meine ganze Familie töten wollte. Ich setzte mein Leben für sie aufs Spiel und musste für sie viel leiden. Hast du kein Mitleid mit ihnen?“
Zum Schluss sprach Mosche: „War ich nicht vierzig Jahre lang ein treuer Hirte Israels? Ich habe das Volk in die Wüste geführt. Und als es Zeit war, ins Heilige Land einzuziehen, hast du mich in der Wüste sterben lassen. Ich durfte das Volk nicht führen. Aber ich beklagte mich nicht. Und jetzt soll ich zuschauen, wie dein Volk ins Exil geht?“ Dann rief Mosche den Propheten Jeremia, der neben ihm und den Patriarchen stand. „Komm mit“, sagte er. „Ich werde sie aus dem Exil holen.“
Als die Juden an den Flüssen Babylons Mosche und Jeremia sahen, jubelten sie. „Schaut, Mosche ist aus dem Grab gestiegen, um uns vor unseren Feinden zu retten!“ Aber da ertönte eine Stimme vom Himmel: „Ich habe es befohlen, und es bleibt dabei!“ Weinend sprach Mosche zum Volk: „Meine lieben Kinder, ich kann euch nicht helfen, denn nur der H-rr und kein anderer kann euch erretten.“
Nun trat unsere Mutter Rachel vor G-tt und sagte: „Dein Knecht Jaakow liebte mich innig und arbeitete wegen mir sieben Jahre für meinen Vater. Doch mein Vater täuschte ihn und gab ihm meine ältere Schwester Lea. Ich hörte davon und sagte es Jaakow. Und ich gab ihm ein Zeichen, damit er wusste, welche von uns beiden man ihm geben würde. Aber ich hatte auch Mitleid mit Lea und wollte sie nicht demütigen. Also verriet ich ihr das Zeichen und sprach sogar für sie, damit Jaakow ihre Stimme nicht erkannte. Und ich war nicht eifersüchtig. Herr der Welt! Ich bin nur Fleisch und Blut, und ich war nicht eifersüchtig auf meine Schwester. Du bist ein gnädiger G-tt. Warum bist du dann eifersüchtig auf die Götzen, die Israel anbetete? Deswegen hast du meine Kinder ins Exil geschickt, und der Feind hat viele getötet!“
G-tt hatte Mitleid mit ihr und sagte: „Rachel, dir zuliebe werde ich deine Kinder ins Land Israel zurückbringen.“
Dazu sagt der Prophet Jeremia: „Eine Stimme ist oben im Himmel zu hören, Klagen und bitteres Weinen. Rachel weint, und es steht geschrieben: Höre auf zu weinen und trockne deine Tränen, denn deine Mühsal wird belohnt ... Es gibt Hoffnung für dich, und deine Söhne werden in ihr Land zurückkehren.“
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