Vor einem Jahrhundert gab es keine elektrischen Straßenlampen. Wie fanden die Menschen damals ihren Weg? Es gab Kerosinlaternen an jeder Ecke, deren Licht den Gang durch die Straßen weniger bedrohlich machte. Und es gab Anzünder, die durch die Nacht gingen, um eine Lampe nach der anderen anzuzünden. Das taten sie selbst bei Kälte und in der Dunkelheit, und sie ließen einen Pfad aus Lichtern zurück.
Wir alle sind Lampenanzünder und haben die Aufgabe, die Welt mit dem Licht der Tora und ihren Mizwot zu erleuchten. Das ist immer wichtig, aber zu bestimmten Zeiten wird die Bedeutung dieser Pflicht offenkundiger. Chanukka ist einer dieser Anlässe. Wenn wir unsere Menora an die Tür oder ans Fenster stellen, damit sie die Dunkelheit erhellt, übermitteln wir der Welt eine Botschaft: „Die Dunkelheit geht vorüber. Schon ein bisschen Licht kann sie vertreiben.“
Der vorige Rebbe pflegte seinen Chassidim zu sagen: „Wir müssen genau zuhören, wenn die Chanukka-Kerzen zu uns sprechen.“ Denn deren Licht macht viele wichtige Lebensziele für uns sichtbar.
Wir zünden die Kerzen nach Sonnenuntergang an und lassen sie bis in die Nacht brennen. Jeder Mensch hat seine eigene Erklärung für die Metapher der Dunkelheit, und nur wenige sind positiv. Die Chanukka-Kerzen ermahnen uns, die Dunkelheit nicht als real zu akzeptieren, sondern stattdessen ein Licht anzuzünden. Mehr noch: Wir stellen die Kerzen an die Tür oder ans Fenster, um zu zeigen, dass es uns nicht genügt, allein unser Haus zu erleuchten. Wir wollen das Licht so weit wie möglich verbreiten und die ganze Welt hell machen.
Aber es geht noch weiter. An jedem Chanukka-Abend zünden wir eine weitere Kerze an. Das heißt, dass wir nicht still sitzen und uns auf unseren Lorbeeren ausruhen dürfen. Nein, wir müssen uns jeden Tag mehr anstrengen, um das Licht auf der ganzen Welt zu verbreiten. Obwohl wir unser Haus am vorigen Abend hell gemacht haben, dürfen wir damit nicht zufrieden sein, sondern wir müssen uns bemühen, einen noch größeren Beitrag zu leisten.
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