Dies ist die Geschichte von einem Professor, der es mit einem Hotdog zu tun bekam. Der Hotdog verlor. Der Professor hat gewonnen. Für immer.

Dr. Velvl Greene war Professor für Epidemiologie und Gesundheitspolitik an der Universität von Minnesota. Das war um 1960. Professor Greene war beteiligt am NASA-Programm zur Suche nach Leben auf dem Mars. Nein, der Hotdog kam nicht vom Mars. Lesen Sie weiter!

Mein Onkel, Rabbi Moshe Feller, war erst kürzlich nach Minnesota gekommen und er war Dr. Greene hart auf den Fersen. Sie sprachen viel miteinander.

Rabbi Feller rief Dr. Greene an und sagte: „Velvl, ich habe gehört, Sie verreisen mit dem Flugzeug. Bevor Sie abfliegen, tun Sie mir bitte diesen Gefallen. Rufen Sie die Fluggesellschaft an und bestellen Sie ein koscheres Menü.“

Velvl antwortete: „Was? Sie wissen genau, dass ich nicht koscher lebe. Wenn ich zu Hause nicht koscher esse, warum sollte ich im Flugzeug ein koscheres Menü brauchen?“

Rabbi Feller antwortete, wenn die anderen jüdischen Passagiere hören Professor Greene habe ein koscheres Menü bestellt, es sie ebenfalls inspirieren würde. Warum sollten sie etwas verpassen, nur weil er noch nicht so weit sei?

Velvl erwiderte: „Hören Sie, ich bin mir nicht sicher dabei, aber wenn es Sie glücklich macht, will ich Ihnen den Gefallen tun.“

Dr. Greene bestellte das koschere Essen und stieg am nächsten Tag in sein Flugzeug. Aber als die Stewardess zu ihm kam, reichte sie ihm die normale, unkoschere Mahlzeit. Dr. Greene war darauf vorbereitet. Er räusperte sich und sagte, dass jeder es hören konnte: „Nein Ma’am, ich habe ein koscheres Essen bestellt.“

„Ihr Name, bitte?“

„Professor Velvl Greene.“

Alle Köpfe drehten sich um nach ihm. Professor Greene hatte eine koschere Mahlzeit bestellt! Die Stewardess sagte: „Gut, ich bin gleich wieder da.“

Während die Mitreisenden im Genuss von Parmesanhühnchen schwelgten, oder von Steak, und die Sauce mit Brot auftunkten, tauchte die Stewardeß nicht wieder auf. Der Professor hatte Hunger; der Speichel lief ihm Mund zusammen. Das Aroma stach ihm in die Kischkes (Därme)! Er drückte den Rufknopf und als die junge Frau wiederkam fragte er, „mein koscheres Essen?“

Sie antwortete: „Wir suchen noch.“

Einige Zeit später und als allen anderen längst serviert war, kam sie an seinen Platz und sagte: „Hm, Dr. Greene, da muss etwas schiefgegangen sein. Wir haben keine koschere Mahlzeit im Flugzeug.“

Dr. Greene war kurz davor, mit „Na schön, dann geben Sie mir eben ein anderes Essen.“ herauszuplatzen. Es war schließlich nicht seine Idee gewesen. Zu Hause aß er alles mögliche. Das Problem dabei, wie konnte er jetzt um ein normales Essen bitten, nachdem er gerade so einen Aufstand veranstaltet hatte und alle wussten, dass Professor Greene eine koschere Mahlzeit bestellt hatte? Wie würde er dastehen, wenn er auf einmal ein Standardessen annähme?

Aber Greene war verärgert, er war sehr verärgert. Er ärgerte sich über die Fluggesellschaft. Er ärgerte sich über sich selbst, weil er auf diesen Unsinn eingegangen war. Er ärgerte sich über G-tt, denn das Mindeste, was G-tt hätte tun können, wäre gewesen, dafür zu sorgen, dass sein Essen an Bord war - besonders nachdem er gerade extra etwas für G-tt getan hatte! Aber vor allem war er verärgert und wütend auf Rabbi Feller, der ihn dazu überredet hatte. Und Greene beschloss, es ihm zu zeigen.

Um Mitternacht landete er für eine Stunde Aufenthalt auf Chicagos Flughafen O’Hare. Er kam im Terminal an und ein Laden hatte noch offen: ein unkoscherer Hotdogstand. Die Hotdogs sahen gut aus und rochen auch so, prall und saftig. Es gab sogar heißes Sauerkraut dazu. Velvl Greene war sehr hungrig, aber sein Ärger war noch größer als der Hunger. Er ging deshalb zuerst zu einer Telefonzelle und rief Rabbi Feller an – als R-Gespräch. Ein R-Gespräch mitten in der Nacht, das würde ihm einen gehörigen Schrecken einjagen. Und wirklich befürchtete Rabbi Feller etwas Furchtbares sei passiert.

„Hier spricht ein sehr aufgebrachter und hungriger Professor Greene am Flughafen O’Hare in Chicago“, sagte er. „Sie sollen wissen, dass sie kein koscheres Essen im Flugzeug hatten und ich am Verhungern bin. Sie sollen außerdem wissen, dass keine sieben Meter von hier ein Hotdogstand ist. Bevor ich hingehe und mir einen kaufe und aufesse, wollte ich Sie wecken und Ihnen das erzählen. Ich nehme ihn mit Senf, Zwiebeln, Eingelegtem und Kraut. Und wenn ich mit dem ersten fertig bin, werde ich einen zweiten bestellen!“

Der Rabbi war eine Minute lang ganz still, dann sagte er: „Velvl, Sie haben mich oft gefragt, was der Kern des Judentums sei, was sein Inneres ausmache und was es tief in unserem Innersten bedeute. Heute Abend, genau jetzt, in diesem Telefonat, werde ich Ihnen das Wesen des Judentums offenbaren. Es besteht darin, an dem Hotdogstand vorbeizugehen, ohne einen zu kaufen. Es besteht darin, in den Anschlussflug steigen zu können, ohne den Hotdog gegessen zu haben. Das ist das ganze Judentum, alles andere ist Kommentar.“

Der Professor sagt: „Feller, Sie sind bekloppt. Ich habe schon immer gewusst, dass Sie nicht ganz dicht sind, aber jetzt weiß ich, Sie sind bekloppt. Das ist das ganze Judentum? Feller, mit jedem Bissen des Hotdog, der meine Kehle hinuntergeht, werde ich an Sie denken und Ihren Namen sagen. Diesen Hotdog esse ich Ihnen zu Ehren.“

Und er legte den Hörer auf.

Er steuerte direkt auf den Stand zu, stellte sich in die Schlange und wartete darauf, an der Reihe zu sein. Er wollte gerade bestellen, als etwas seltsames passierte. Er versuchte zu sagen „ich hätte gern einen Hotdog.“ Er wollte ihn haben, er hatte Hunger, er ärgerte sich, und, ja, diese Hotdogs sahen mit jeder Runde um den Grill besser aus.

Aber er konnte nicht.

In dem Augenblick verstand er. Es war nicht, dass er stärker wäre als der Hotdog. Oder als der in seinen Därmen nagende Hunger. Es war G-tt, der stärker war als der Hotdog. Und er musste auf G-tt hören. Nicht aus Angst, nicht aus Schuldgefühl, sondern aus Liebe. Und das war das Judentum. Ganz.

Professor Greene hat diesen Hotdog nie gekauft, dann nicht und danach nie mehr. Diese Reise veränderte sein Leben. Ein kleines „nein“ für einen Hotdog, ein Riesenschritt für einen Menschen.