Frage?

Wie steht eigentlich das Judentum zum Thema Reinkarnation? Wer wird "wiedergeboren" und warum?

Antwort!

Stellen Sie sich vor, Sie sind freiwilliger Mitarbeiter bei einer humanitären Organisation. Der Chef schickt Sie für 5 Jahre in eine unterprivilegierte Gemeinde. Ihr Auftrag lautet, den Gemeindemitgliedern so viel als möglich Hoffnung und Lebenssinn zu vermitteln. Sie bekommen eine Liste mit den zu erreichenden Zielen und ein ausreichendes Budget. Sie wissen, dass Ihnen Familie und Freunde fehlen werden, doch Ihr Verantwortungsbewusstsein drängt Sie zur Übernahme dieser Herausforderung.

Sobald Sie den Bestimmungsort erreicht haben, beginnen Sie mit ihrer Arbeit. Jeder Tag hat für Sie eine eigene Zielstellung in dem Wissen, dass in der Ihnen zur Verfügung stehenden, kurzen Periode vieles getan werden muss.

Die fünf Jahre vergehen schnell. Es fällt Ihnen schwer, den Ort und die Leute zu verlassen, zu denen Sie Kontakte aufgebaut haben. Sie genossen das Erreichte, werden aber das Gefühl nicht los, dass noch soviel mehr getan werden sollte. Doch Ihre Zeit ist vorbei, Ihre Familie wartet, und Sie gehen auf Heimreise. Doch noch bevor Sie Ihre Familie treffen, werden Sie zu Ihrem Chef gerufen, um ihm einen detaillierten Bericht über Ihre Tätigkeit in jener Gemeinde zu erstatten. Er hat Ihre Fortschritte mitverfolgt und möchte sie mit Ihnen durchgehen. Er freut sich über Ihre Erfolge: Die Hoffnung, die Sie diesen verzweifelten Leuten gebracht, die vergessenen Seelen, die Sie neu belebt haben. Er weint mit Ihnen über das nicht Geglückte, z.B. als Sie verschliefen, als Sie die Gelegenheit, einem hungrigen Kind zu helfen, verpassten. Zwar gaben Sie Geld unnötig aus, doch insgesamt haben Sie Ihre Mission zufriedenstellend durchgeführt, indem Sie Zeit und Geld größtenteils vernünftig einsetzten. Doch es gibt noch eine Aufgabe, die Ihnen entgangen ist.

Der Chef wendet sich an Sie:

"Ich weiß, dass es nicht leicht war. Sie haben wirklich gute Arbeit geleistet und ich bin stolz auf Sie. Eigentlich könnten Sie jetzt zu Ihrer Familie zurückgehen, doch befürchte ich, dass die Vernachlässigung eines "Details" Ihnen lebenslänglich keine Ruhe geben wird. Ich weiß, dass Sie die innere Kraft dazu haben, diese Aufgabe zu erfüllen und es wäre schade, wenn Sie dieses Potential nicht in Wirklichkeit umsetzen würden. Daher denke ich, dass es für Sie wohl das beste wäre, nochmals ein solches Projekt in die Hand zu nehmen, damit Sie mit einem besseren Gefühl zurückkommen werden."

Das Judentum kennt den Begriff der Reinkarnation. Er bedeutet, dass dieselbe Seele nochmals in diese Welt in einen anderen Körper "gekleidet" zurückkommt. Das darf nicht mit "Auferstehung", wie wir sie im Tenach (Bibel) oder auch im Talmud finden, verwechselt werden, wo die Seele in denselben Körper zurückkehrt, den sie zuvor, für eine gewisse Zeitspanne verlassen hat. Wenn nach 120 Jahren die Seele sich vom Körper trennt und nun vor dem "Jüngsten Gericht" steht, denkt der Aibischter über die Frage nach, wie er dieser Seele den maximalen Aufstieg ermöglichen kann: Im Idealfall hat die Seele alles abgeschlossen, wofür sie auf die Erde hinunterstieg und bekommt nun "Ferien in Garten Eden".

Das Problem fängt an, wenn sie nicht alles erledigt hat, und sie deswegen den Garten Eden gar nicht genießen könnte.

Die Reinkarnation (Wiedergeburt)

Die Seele geht dabei noch einmal durch den peinigenden Prozess der Geburt, des Wachstums, des Sich-mit-dieser-Welt-Herumschlagens, um nach der Gelegenheit zur Vervollständigung zu suchen, wofür sie auf die Welt kam.