Der Meseritscher Maggid, R. Dov Baer, gibt eine sehr besondere Erklärung für den Vers in der dieswöchigen Sidra (Leviticus 6, 6): "Ein fortwährendes Feuer soll auf dem Altar brennen, es soll nicht ausgelöscht werden." Dazu bemerkt der Maggid: Um das "Soll nicht" – die schädlichen Bestandteile im Charakter eines Menschen – "auszulöschen", muss ein "fortwährendes Feuer" brennen, und das ist die ständige Beschäftigung mit Tora und Mizwot, die brennende Begeisterung für diese.
Es reicht nicht aus, wenn man einstmals, oder auch vor nur kurzer Zeit, einmal glühend von Tora und Mizwot in Anspruch genommen worden war. Es muss ein Dauerzustand sein; denn sollte man auch nur zeitweise "abkühlen", dann lässt sich nicht sagen, was alles an unerwünschten Einflüssen oder schlechten Charakterzügen alsbald den Betreffenden infizieren könnte.
Im gleichen Licht ist zu sehen, aus welchem Grunde wir aufgefordert sind, an jedem einzelnen Tage an die Vorschrift zu denken, dass Amalek ausgelöscht werden muss. Denn Amalek ist Sinnbild für Kälte und Gleichgültigkeit der Tora und ihren Geboten gegenüber; und diese Möglichkeit darf auch nicht eine Sekunde lang aus dem Auge verloren werden, damit sie nicht, G-tt behüte, eine einzige Sekunde die Chance hätte, sich zu verbreiten.
Wie häufig an anderer Stelle erwähnt worden ist, gilt das Prinzip, dass der Jude selbst ein Heiligtum G-ttes ist. Daher muss man stets dies wissen und anerkennen: So lange das "Feuer" – also Wärme und Lebhaftigkeit – fehlt, selbst wenn man anderweitig die Tora lernt, die Mizwot einhält und sonst alles tut, das für das Heiligtum vonnöten ist, wird G-ttes Allgegenwart nicht darauf ruhen – eben weil die überaus wichtige "Lebenskraft" nicht zur Anwendung kommt.
In all den drei folgenden Grundpfeilern muss tatsächliche Wärme und Lebendigkeit vorherrschen:
Tora: Es genügt nicht, wenn man sich mit "ein wenig" zufrieden gibt, jeden Morgen und jeden Abend etwas, während man die anderen Tages- Nachtstunden hindurch keine Bindung zu Tora eingeht. Vielmehr soll es ein "emsiges Studium bei Tag und bei Nacht" sein, und dies mit Interesse und lebendiger Hingabe.
G-ttesdienst: Das ist das Beten, das niemals als eine bloße Routine angesehen werden darf, sondern mit viel Gefühl als ein ernst gemeintes Flehen an G-tt durchgeführt werden soll.
Güte und Gefälligkeit: Das ist die Ausübung der Mizwot. Man soll diese nicht allein aus bloßem gewöhnlichem Pflichtgefühl tun. Mizwot müssen vielmehr mit Sorgfalt und Genauigkeit ausgeübt werden, in bestmöglicher Form. Dies kann erst dann erfolgen, wenn der Betreffende ein eifriges und starkes Interesse an den Tag legt, sie gut und schön durchzuführen.
Wenn jemand einen solchen brennenden Wunsch zeigt, dann ist der Vorgang ein gegenseitiger, weil dadurch – auch umgekehrt – ein brennendes Feuer der Liebe im Himmel gezündet wird. Dann ruht G-ttes Allgegenwart in Wahrheit auf der aktiven Beschäftigung dieses Menschen mit Tora und Mizwot, und nicht allein darauf, sondern außerdem auf all seinen alltäglichen Geschäften, auf seinen praktischen Belangen, damit auch diese gesegnet und von Erfolg gekrönt sein mögen.
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