Wie die Tora in der dieswöchigen Sidra Mikez zeigt, spielten sich die Ereignisse in Ägypten genau ab, wie Josef sie vorausgesagt hatte. Die Jahre des Überflusses gingen zu Ende, und (Genesis 41, 55): "Das ganze Land Ägypten hungerte, und das Volk schrie auf zu Pharao um Brot; Pharao aber sprach zu ganz Ägypten: 'Gehet zu Josef; was er zu euch sagen wird, das tut'."

Dazu nun bemerkt Raschi: "Denn Josef hatte ihnen gesagt, sie sollten sich beschneiden (lassen); und als sie dann zu Pharao kamen und ihm berichteten: 'Dies ist es, was er zu uns sagt', da antwortete dieser: 'Und warum habt ihr nicht Getreide aufgespeichert? Hatte er euch nicht verkündet, dass Jahre der Hungersnot kommen würden?' Sie entgegneten 'Wir haben in der Tat eine Menge Ertrag eingesammelt, aber alles verfaulte.' Da sagte er (Pharao): 'Wenn dem so ist, dann tut alles, das er euch sagt. Er muss eine Verordnung gegen das Getreide erlassen haben, so dass es verfaulte. Was wird sein, wenn er gegen uns selbst verordnet und wir dann sterben?'"

Kurz vorher heißt es im gleichen Kapitel der Tora (Genesis 41, 40 und Raschi z. St.), dass Josef absolute Verfügungsgewalt über die Ernährung und Versorgung ganz Ägyptens erhalten hatte. Darauf fußend muss man fragen, warum die Ägypter, als die Hungersnot wütete, sich überhaupt an Pharao um Brot wandten. Die Antwort ist, dass sie zuvor bei Josef wohl darum nachgesucht hatten, er hatte sie jedoch abgewiesen. Wie ist eine solche Weigerung Josefs zu verstehen? Sein Amt und seine Aufgabe bestanden doch darin, eben dies zu tun, das ist: das Volk mit Lebensmitteln zu versorgen. Vielmehr war der Grund für seine Ablehnung, dass er von ihnen die Beschneidung verlangt hatte, und sie hatten sich geweigert, und so denn gingen sie zu Pharao, um sich zu beschweren.

Weshalb machte Josef eine (scheinbar) ungewöhnliche Forderung wie diese zur Bedingung? Das ist die unvermeidliche Frage, und die Erklärung lautet so:

Als der Ewige dem Abraham und seinen Nachkommen das Gebot der Beschneidung gab, tat Er es in diesen Worten (Genesis 17, 17). "Der in deinem Hause Geborene und der mit deinem Gelde Erworbene sollen ganz bestimmt beschnitten werden." Dass der Hausherr für die Beschneidung auch desjenigen verantwortlich ist, liegt darin begründet, dass letzterer unter seiner Herrschaft steht und ihm dienstbar ist.

Nun war Josef allerdings (Genesis 42, 6) "Gebieter über das Land", er war (Genesis 41, 43, 44) "über das ganze Land Ägypten eingesetzt", und ohne ihn durfte "niemand im ganzen Land Ägypten seine Hand und seinen Fuß erheben". Offensichtlich war das ägyptische Volk Josef unterwürfig; so vollständig war es unter seiner Herrschaft, als es "mit Geld erworben" worden. Daher war Josef durchaus verpflichtet, auf ihre Beschneidung zu bestehen.

Das jüdische Volk in seiner Gesamtheit wird "Josef" genannt (s, Psalm 80, 2, Raschi und auch andere Kommentare z. St.) und auch jeder einzelne kann ein "Josef" im täglichen Leben sein. Alle von uns, die in einem "Ägypten" leben unter Menschen, die sich ausschließlich für materielle Dinge interessieren, deren ganze Einstellung weit entfernt von der des Judentums ist, sollen dennoch den Mut nicht verlieren. Nicht nur, dass sie ihre eigenen Normen von Tora und Mizwot aufrecht erhalten können – sie sind zudem in der Lage, einen guten Einfluss auf andere Juden auszuüben. Mehr noch: Sie haben die Möglichkeit, ein leuchtendes Beispiel zu setzen, ein "Leuchtfeuer" zu entzünden, wodurch schließlich alle Völker ermutigt werden, G-ttes für alle Menschheit gültigen Gesetze zu erfüllen.

So feiern wir auch Chanukka in Erinnerung an das Feuerzeichen der Juden: Allein die Selbstaufopferung der Juden und ihre Hingabe an die Tora-Gesetze führten zu dem wunderbaren Sieg der "Schwachen über die Starken, und der wenigen über die vielen".