In der Parascha Kedoschim wird das berühmte Gebot, seinen Nächsten wie sich selbst zu lieben, gegeben. Der Baal Schem Tow interpretierte auch die Mischna (Lehrspruch) im zweiten Kapitel des Traktat Awot, welche besagt: „Jedes Torastudium, das nicht von Arbeit begleitet ist, wird am Ende zugrunde gehen und sogar Sünden mit sich nachziehen“.

Er erklärte, dass hier mit dem Wort Arbeit die Beschäftigung mit Ahawat Jisrael (Nächstenliebe) gemeint ist. Torastudium ohne Ahawat Jisrael kann keinen Bestand haben.

Jeder Jude kann und muss seinem Nächsten nicht nur im materiellen sondern auch im geistigen Sinn etwas geben. Der Talmud sagt, dass wenn ein armer und ein reicher Mann zusammenkommen und der Reiche dem Armen hilft, G-tt die Augen beider erleuchtet. Auch der Reiche profitiert von diesem Geben und Nehmen. Mit Reich wird nicht unbedingt jemand gemeint, der reich an materiellen Gütern ist, sondern auch derjenige, der in einem geistigen Sinne etwas zu bieten hat.

Es gibt noch eine Aussage im eben erwähnten Traktat Awot und zwar: „Wer kann als Weise bezeichnet werden? Derjenige, welcher von jedermann etwas lernt“.

Wir können diese Mischna auch umgekehrt sehen und von ihr lernen, dass wirklich jedermann etwas zu geben hat. In einem gewissen Bereich ist er der Reiche und soll seinen Reichtum mit dem Anderen teilen. Nun ist es klar, dass schon der Talmud gefordert hat, seinen materiellen oder geistigen Reichtum und Besitz mit einem Armen zu teilen.

Der Baal Schem Tow jedoch ging noch einen Schritt weiter und verlangte, dass man sich mit der Nächstenliebe beschäftigen muss. Es genügt nicht, einem Anderen einen Gefallen zu tun, wenn er zu Dir kommt. Du musst Dich genau wie bei einem Geschäft, mit Deiner Ware beschäftigen. Du musst Käufer suchen. Du musst deine Ware anpreisen und alle Möglichkeiten suchen, um „Kunden“ anzulocken. Dadurch wird der „Geschäftsmann“ auch belohnt, denn nur so erhält sich auch seine Tora und geht nicht verloren und nur so beleuchtet G-tt auch seine Augen.