Der Tora-Abschnitt Pekudej zählt alle Details auf, die mit dem Bau der Stiftshütte zu tun haben. Die vorherigen Kapitel der Tora haben dieses Thema bereits ausführlich behandelt. Wenn dieser Wochenabschnitt uns lehren soll, dass alle Arbeiten an der Stiftshütte genau so ausgeführt wurden, wie G–tt es befohlen hatte, hätte es dann nicht genügt, das in einem Satz zu sagen? Warum wird jede Einzelheit aufgezählt?
Diese Frage können wir auch zu einem anderen Tora-Abschnitt stellen, in dem von der Zeit unmittelbar nach Mosches Vollendung der Stiftshütte die Rede ist. Jeder der zwölf Stammesoberhäupter Israels brachte Opfer ins neue Heiligtum, und die Tora schildert sehr genau, worum es sich handelte. Aber alle zwölf Opfer waren identisch! Warum wiederholt die Tora die gleichen Worte zwölfmal, anstatt zu sagen, dass alle Männer die gleichen Opfer brachten?
Die Antwort lautet: Die zwölf Opfer waren nur äußerlich gleich. In spiritueller Hinsicht hatte jedes einen anderen Inhalt und Zweck. Die Tora kann also nicht behaupten, alle zwölf Männer hätten das gleiche Opfer gebracht – denn jedes war anders.
Diese Erklärung gilt für auch für den neuen Wochenabschnitt. Die Stiftshütte, welche die Juden nach G–ttes Befehl bauten, unterschied sich in Wahrheit von jener, die Mosche baute. Die Tora stellt fest: „Dies sind die Berichte über die Stiftshütte, die Stiftshütte des Gesetzes.“ Die Wiederholung des Wortes „Stiftshütte“ spielt auf die beiden Heiligtümer an, die der Text erwähnt: das materielle und das spirituelle.
Die materielle Stiftshütte baute Mosche nach G–ttes Gebot. Sie bestand aus Silber, Gold, Holz usw. Die zweite Stiftshütte ist die spirituelle, die jeder von uns bauen muss, und zwar aus spirituellem „Material“.
Obwohl die spirituelle Stiftshütte, die G–tt dem Mosche auf dem Berg Sinai zeigte, zweifellos auf einer höheren spirituellen Ebene stand als die Hütte, welche die Kinder Israel bauten, wohnte G–tt in der materiellen Hütte. Erst nachdem Mosche „seine Aufgaben erfüllt“ hatte, „bedeckte die Wolke das Zelt der Begegnung, und der Glanz G–ttes erfüllte das Heiligtum“. G–tt wollte einen materiellen Ort in der materiellen Welt haben, um sich in seiner unendlichen Essenz zu manifestieren.
Es ist leicht, sich darüber lustig zu machen, wie wenig der Einzelne tun kann, um seine Umgebung oder gar die Welt zu ändern. Wie könnte ein Mensch etwas bewirken und seinem Schöpfer Freude bereiten, obwohl wir alle so schwach und unbedeutend sind? Die Tora antwortet: Eben weil wir auf einer materiellen Welt leben, will G–tt, dass wir seine Gebote einhalten. Es liegt an uns, diese Welt mit G-ttlichkeit zu erfüllen und aus ihr eine echte Wohnung für G–tt zu machen.
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