"Und Haschem schenkte ihm Gnade in den Augen des Gefängniswärters" (39:21).

In Russland war es üblich, politische Gefangne in einem schwarzen Wagen ins Gefängnis zu bringen oder herauszuholen, um damit auszudrücken, dass sie ihr Vaterland betrogen hatten. Einmal wurde Rabbi Schneur Salman von Ladi, der Baal HaTaja, von seinen Feinden des Verrats bezichtigt. Man verurteilte ihn zu einer Gefängnisstrafe in einer fernen Stadt und überführte ihn im berüchtigten schwarzen Wagen.

Der Rebbe benahm sich während der ganzen Fahrt wie ein guter Gefangener. Doch am Freitagnachmittag äußerte er eine besondere Bitte. Er wollte, dass seine Wächter und er während des Schabbats eine Pause einlegten!

Die schlichte Bitte wurde abgewiesen, und der Wagen setzte seine Fahrt fort. Plötzlich brach ein Rad. Sie holten einen Schreiner aus dem nahen Dorf, um es zu reparieren. Wieder begann der Wagen zu rollen; doch auf einmal fiel ein Pferd tot um. Also mussten die Wärter ein neues Pferd kaufen. Sie spannten es vor den schwarzen Wagen, der Kutscher schwang die Peitsche, und das Tier begann zu traben. Dennoch bewegte sich der Wagen nicht. Die Wachen stiegen ab und versuchten, den Wagen zu schieben, denn sie dachten, er sei in einem Schlagloch stecken geblieben. Aber nein, die Straße war eben, und der Wagen stand trotzdem still! Jetzt begriffen sie, dass der Wille des Rebbe stärker war als sie. Sie baten ihn, sie wenigstens in eine Stadt fahren zu lassen und dort in eine Herberge zu gehen. Doch der Rebbe sah, dass es zu spät war – sie konnten es vor dem Schabbat nicht schaffen.

„Müssen wir die nächsten 25 Stunden im Freien mitten auf der Straße verbringen?“ fragten sie ihn. Er riet ihnen, auf eine Wiese zu gehen und dort, neben der Straße, zu lagern. Kaum hatte er das gesagt, machte das Pferd einen Satz, als wäre es plötzlich von unsichtbaren Ketten befreit. Der Wagen fuhr von der Straße herunter, und sie ließen sich nieder, bis der Schabbat vorbei war.